Wenn Ihr einen Blick in den eigenen Kleiderschrank werft, und Euch die Etiketten Eurer Kleidungsstücke mal genauer anseht, merkt ihr vielleicht dass einige – oder sogar die meisten – aus Kunststofffasern bestehen.
In dem Fall seid Ihr keine Ausnahme, denn ein Großteil unserer Klamotten enthalten heutzutage synthetische Chemiefasern. Das sind Kunstfasern, welche durch chemische Prozesse hergestellt wurden. Doch so modisch sie vielleicht auch sind – Leider geben Kleidungsstücke aus Kunstfasern mit der Zeit kleine Plastikteilchen ab, welche auch Mikroplastik genannt werden.
Die Gefahr hinter diesen klitzekleinen Kunststoffteilchen ist groß – denn sie sind fast unsichtbar und können somit eigentlich überallhin gelangen. Wie das geschieht, und wie Ihr so gut es geht vermeiden könnt, dass die Teilchen in den Umweltkreislauf geraten, erfährt Ihr in diesem Artikel.
Egal ob T-Shirts, Hosen, Jacken, Unterwäsche und mehr: Grundsätzlich können sich Kunststofffasern in Kleidung jeder Art verstecken. Daher sollte man vor dem Kauf immer das Etikett lesen, wenn man die Zusammensetzung von Textilien herausfinden möchte. Denn wenn wir uns im Klaren darüber sind, was genau wir konsumieren, können wir für mehr Nachhaltigkeit im Haushalt[K. H.1] sorgen und unsere Umwelt besser schützen.
Falls ein Kleidungsetikett die Stoffe Acryl, Polyamid, Polyester oder Elastan angibt, dann ist Plastik in den Kleidern enthalten. Auch Aramid, Polyethylen, Polyimid und Polyprophylen zählen zu den synthetischen Fasern.Diese Stoffe werden etwa aus Erdöl, Erdgas oder Kohle hergestellt.1
Viele Klamotten bestehen auch aus halbsynthetischen Fasern, welche aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden (z. B. Holz) die chemisch umgewandelt werden. Auf Kleidungsetiketten könnt Ihr halbsynthetische Fasern unter folgenden Namen ausfindig machen: Viskose, Lyocell, Modal, Acetat, Cupro, Alginat, Triacetat und Elastodiene.2
Doch damit noch nicht alles: Viele Kleidungsstücke bestehen auch aus Mischungen aus Natur- und künstlichen Fasern. Diese verlieren ebenfalls Mikroplastikteilchen.
Als Plastik in seiner kleinsten Form, haben Mikroplastikteile eine maximale Größe von 5 mm und sind mit dem Auge meist nicht erkennbar. Wenn man Kleider mit Kunststofffasern wäscht, verlieren diese solche klitzekleinen Teilchen. Auch größere Fasern, die sich mit der Zeit in Mikroplastikteilchen zerlegen, können ins Abwasser und in die Umwelt gelangen.
Beim Waschen findet nämlich ein Abrieb der Textiloberfläche statt, wenn die Wäsche geschleudert wird. Doch auch Waschmittel, Weichspüler und die Waschtemperatur tragen zur Ablösung von Mikroplastikteilchen bei.3 Diese gelangen dann ins Abwasser und schlussendlich in unsere Flüsse und Meere. Vollständig können sie auch von Kläranlagen nicht herausgefiltert werden.4
Etwa 35 % des Mikroplastiks in unseren Meeren stammen aus Waschvorgängen von Textilien. Damit sind synthetische Kleidungsstücke die größte Quelle von Mikroplastik in der Meereswelt.5 Das Problem mit herkömmlichen Kunststoffen aller Art ist, dass sich diese nicht in der Umwelt zersetzen. Mikroplastik bleibt also im Umweltkreislauf.
Genauso wie Fische und andere Meerestiere Plastiktüten oder andere größere Plastikteile fressen, gibt es auch Lebewesen, die Mikroplastikteilchen im Wasser mit Nahrung (wie etwa Plankton) verwechseln. Dies ist selbstverständlich sehr schädlich für diese, und kann verheerende Folgen haben.6
Auch wenn Kunstfasern in Textilien Vorteile bringen, wie etwa günstige Preise, weniger Knittern, schnelles Trocknen oder elastischere Passformen – sie verschmutzen nicht nur unsere Umwelt, sondern werden auch teils unter menschenunwürdigen Bedingungen in Schwellen- und Entwicklungsländern produziert. Dabei gelangen außerdem oft Schadstoffe in die Fasern, welche bei der Herstellung damit in Kontakt kommen.7
Um unsere Meere und Umwelt vor der Verschmutzung zu schützen, sollten wir versuchen, für mehr Nachhaltigkeit im Haushalt und im täglichen Leben zu sorgen. Beachtet dazu beim Umgang mit Klamotten folgende praktische Tipps, um die Belastung durch Mikroplastik zu verringern:
Wir alle können durch unser Handeln verhindern, dass Mikroplastik im Meer landet – und von dort über die Mägen der Fische letztlich auch in unseren Körpern. Der einfachste Weg ist es, sich von der „Droge“ Konsum zu lösen und einfach weniger neue Kleidung mit Plastikanteil zu kaufen. Wer darauf verzichtet oder auch auf Second-Hand-Klamotten ausweicht, schont die Natur und gleichzeitig den Geldbeutel. Außerdem wird der Modeindustrie Geld entzogen, die unter teilweise menschenunwürdigsten Bedingungen in Drittweltländern produzieren lässt. Wir haben es in der Hand. Packen wir es an.
Quellenangaben:
1,2, 4, 5, 6) https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/meere/meere_mikroplastik_aus_textilien_faltblatt.pdf
3, 7, 8) https://www.verbraucherzentrale-hessen.de/plastiksparen/mikroplastik-aus-kunstfaser-kleidung-53227