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Guerilla Forresting – BetterLifeBlog.de pflanzt eigenen Laubwald

Heute möchte ich Euch meine Idee des Guerilla Forresting vorstellen. Sie kam mir, als ich durch die toten Fichtenwälder in meiner Heimat wanderte. Das Prinzip ist denkbar einfach und kann von jedem von Euch umgesetzt werden. Nötig sind nur etwas Zeit und der Willen, etwas zu bewegen.

Guerilla Forresting – Was soll das sein?

Wenn Ihr meinen Blog kennt, dann gehe ich mal davon aus, dass euch Guerilla Gardening etwas sagt. Trotzdem nochmal kurz zusammengefasst: unter Guerilla Gardening versteht man das Aussäen von (Wild-)Blumensamen auf öffentlichen Flächen, zumeist in Städten.  Die Guerilleros pflanzen ihre „Bomben“, also Samenpakete dort ohne offizielle Erlaubnis ein und erfreuen sich im Frühjahr zusammen mit den Insekten am Blütenmeer.

Beim Spaziergang durch den toten Fichtenwald in meiner Heimat, kam mir eine ähnliche Idee. Ich rufe Euch alle zum Guerilla Forresting auf! Statt Blumensamen pflanzen wir Laubbaumsamen ein. Statt auf öffentlich Flächen in den Städten, pflanzen wir in den toten Fichtenwäldern überall in Deutschland! Brachliegende Wälder gibt es genug und nur wenige Waldbesitzer haben das Geld für eine teure Aufforstung. Sie wollen die Flächen unbewirtschaftet und die Natur machen lassen. Und da kommen wir ins Spiel. Wir greifen der Natur unter die Arme.

Sammeln von Laubbaumsamen

Zunächst mal brauchen wir dafür eine möglichst große Basis von Laubbaumsamen. Also Eicheln, Bucheckern, Ahornsamen, Kastanien, Lindenblüten, etc. Davon sammeln wir – besonders in den Städten – alles ein, was wir finden können. In den Städten gibt es wenige Tiere, die auf die Samen als Nahrung angewiesen sind, daher nehmen wir hier keinem etwas weg.

Aber auch in den Laubwäldern können wir die Laubbaumsamen einsammeln. Nur sollten wir dort darauf achten, nicht alles einzusammeln, sondern eben auch den Wildtieren ausreichend Nahrung übrig zu lassen. Dies betrifft vor allem Eicheln und Bucheckern. Wobei ich nach meinen bisherigen Erfahrungen beim Sammeln sagen kann, dass es dieses Jahr sehr viele Eicheln und Bucheckern gibt.

Frostperiode nutzen – Pflanzen im Herbst und Winter

Nun kommt der spannende Teil. Wenn Ihr genügend Vorrat zur Aussaat angelegt habt, geht es nun mit Spaten bewaffnet in den Wald. Und zwar bevorzugt in einen toten Fichtenwald. Der sollte dieser Tage nicht schwer zu finden sein. Überall in Deutschland liegen mittlerweile große Flächen brach.

Die Baumsamen benötigen eine Frostperiode, damit sie keimen. Die ideale Aussaatzeit ist also – jetzt! Sprich, in Herbst und Winter. Zwar kann man Mutter Natur auch nachhelfen, wenn man in anderen Zeiten pflanzen möchte. Dann legt man die Samen in einem Behälter mit Sand ein paar Tage in Tiefkühlfach. Aber wir wollen der Natur ja nur unter die Arme greifen und sie nicht überlisten, daher nehmen wir frische Samen und halten uns an die natürlichen Zyklen.

Vorm Einpflanzen Wässern nicht vergessen

Vor der Aussat solltet Ihr die Samen über Nacht in eine Schüssel mit Wasser legen, damit die Schalen aufweichen und die Keimung erleichtert wird. Nun geht es aber wirklich los. Sucht Euch eine brachliegende Fläche und grabt mit dem Spaten in Abständen von ein paar Metern kleine Löcher. Es genügt, wenn Ihr ein paar Zentimeter tief grabt. Der Boden sollte aber noch nicht gefroren sein, das erschwert Euch das Graben.

Da Buchen schattige Plätze bevorzugen, empfiehlt es sich, einen Standort zu suchen, wo schon ein paar niedrige Gebüsche nachgewachsen sind. Dort könnt Ihr die Bucheckern einfach unter den Gebüschen anpflanzen. Den Rest erledigen die jungen Buchen von alleine. Die Gebüsche bieten zugleich Schutz gegen Rotwild, das sich sonst sehr schnell über die jungen, zarten Triebe hermachen würde.

Guerilla Forresting heißt der Natur unter die Arme greifen

Nochmal: Es geht nicht darum, den Waldbesitzern schnell wieder einen neuen Nutzwald anzulegen. Das können sie gerne selbst machen. Aber viele Waldbesitzer haben schlicht aufgegeben und können sich eine Wiederaufforstung nicht leisten. Um diese Wälder geht es. Denn die Waldbesitzer wollen die Natur machen lassen. Das ist prinzipiell auch hervorragend und seit Jahrzehnten der beste Bewirtschaftungsplan überhaupt!

Allerdings läuft uns beim Klimawandel die Zeit davon und wir brauchen unsere Wälder als CO2-Speicher, neben allen anderen positiven Effekten, die sie uns bieten. Und da kommen wir nun mit unserem Guerilla Forresting ins Spiel. Wir greifen der Natur unter die Arme und beschleunigen die natürlichen Prozesse, indem wir von Hand die Samen verbreiten, die sonst erst über viele Jahre auf den Brachflächen ankommen würden. So entstehen in wenigen Jahren neue, klimaresistentere Laubwälder.

Guerilla Forresting- Lasst uns gemeinsam etwas Großes starten!

Einen tollen Erfolg konnte ich schon zusammen mit einem örtlichen Landwirt in meinem Dorf erzielen: er hat einen toten Fichtenwald, den er im Winter fällen wird. Er hat mir zugesagt, dass wir dort zusammen mit ihm alle gesammelten Samen einsäen können und dass er dort keine weitere Monokultur mehr möchte, sondern einen gesunden Laubwald. Ich freue mich riesig darüber und werde Euch hier gerne mit Updates versorgen.

Übrigens kommt das Guerilla Gardening bei Kindern super an. Unsere Tochter steht total drauf, im Wald Laubbaumsamen zu sammeln und mit uns loszuziehen und sie einzupflanzen. Das hat gleich mehrere Vorteile. So entsteht eine Beziehung zur Natur, natürliche Prozesse werden erlernt und verstanden. Und oberdrein gibt es viel gemeinsame Familienzeit und Bewegung an der frischen Luft. Packen wir es also gemeinsam an!

7 Comments

  1. Nerdup.me sagt:

    Coole Aktion! Ich bin sehr gespannt darauf, über den Fortschritt deines eigenen Laubwaldes zu hören 🙂
    Ich wohne zwar mitten in der Stadt, wo das schwieriger ist, aber trotzdem mach ich sowas ähnliches auch – mit tatkräftiger Unterstützung durch die lokalen Eichhörnchen. Denn immer wieder finde ich in meinem kleinen Garten (den ich als Guerilla Guardenerin auf dem Dach der Tiefgaragenabfahrt angelegt habe) junge Baumsetzlinge, die vermutlich aus versteckten Samen von den kleinen, plüschigen Freunden gesät würden. Diese planze ich dann, sobald sie mir kräftig genug erscheinen, in eine Wiese oder Böschung um, wo sie bessere langfristige Überlebenschancen haben. So konnte ich schon mehrere Walnussbäumchen und ein paar Eichen erfolgreich transferieren. Derzeit sind noch 5 kleine Setzlinge im Garten und warten auf den Transfer!
    Nicht jeder wird so viel machen können wie du, aber einen kleinen Beitrag kann doch jeder leisten!

    • andreas sagt:

      Hi, vielen Dank 😀
      Genau darum geht es: Wenn jeder was macht, bewegt sich ganz schön viel! Finde ich super, dass Du das sogar in der Stadt umsetzt. Dass Du die Setzlinge Eichhörnchen zu verdanken hast, kann sehr gut sein. Das kann man auch mitunter im Wald beobachten: Wenn direkt nebeneinander ein richtiges „Baumnest“ wächst, meist aus jungen Buchen aber auch Eichen, dann hat dort mit großer Sicherheit ein Eichhörnchen sein Lager vergessen. Ich hab mal gelesen, dass Mutter Natur das auch so vorgesehen hat. Die legen nämlich mehr Lager an, als sie sich merken können. Und schon wandert der Wald ein Stück weiter. Im Prinzip spielen wir also Eichhörnchen, wenn wir die Samen/Setzlinge woanders pflanzen 🙂
      Viele Grüße

  2. Regina sagt:

    Nur eine kleine Anmerkung: Wir sollten nur einheimische Bäume pflanzen. Kastanien gehören nicht dazu. Sie sind hier mal eingeführt worden, und wurden an Straßenrändern angepflanzt. Damit haben die Jäger das Wild aus den Wäldern gelockt um die Tiere leichter erlegen zukönnen. Man sollte wieder einheimische Bäume pflanzen. Die Natur weiß am besten was gut für sie ist.

    • andreas sagt:

      Hallo und danke für das Feedback. Die Rosskastanie stammt ursprünglich vom Balkan, soweit also richtig. Eingeführt wurde sie im restlichen Europa ab dem 16. Jahrhundert.Da sie im ihrer Jugend schnellwachsend ist, ist sie eine sehr gute Ergänzung, um junge Buchen zu beschatten, da diese viele Jahrzehnte im Schatten wachsen können, bevor sie dann, wenn die alten, höheren Bäume um sie herum sterben, ans Licht kommen und dann förmlich hochschießen.
      Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gew%C3%B6hnliche_Rosskastanie
      Wenn manche Förster heutzutage ernsthaft erwägen (und das tun sie), die Douglasie als klimaresistentere Fichtenart aus Nordamerika hier anzusiedeln, damit sie die Holzwirtschaft weiterhin wie gewohnt betreiben können, sind ein paar Kastanien wohl eher das geringere Übel.
      Viele Grüße
      Andreas

  3. Hardo sagt:

    Hallo Andreas. Ich habe schon seid iniger Zeit die Idee mir einen kleinen Wald zu kaufen und daraus ein ökologisches Projekt zu machen, also einen Fichtenwalt ökologisch sinnvoll und klimarestistent umzugestalten. Dazu ist es noch nicht gekommen und ich finde die Idee des Guerillia Foresting super cool.
    Zwei Dinge kommen mir in dem Zusammenzhang in den Sinn.
    Du beschreibt es so, als wären alle Besitzer eines Fichtenwaldes damit einverstanden wenn jemand ohne zu fragen Samen einpflanzt. Da ich aus dem wenig liberalen Bayern komme, habe ich eher die Befürchtung dass es zu einer Anzeige kommt, wenn ich dabei erwischt werde und die neuen Bäume einfach herausgerissen werden. Ich kann mich in meiner Gegend auch nicht daran erinnern, einen toten Fichtenwald gesehen zu haben. Ja, die Äste der Fichten sind teilweise abgestorben und sehen oft nicht ganz gesund aus, aber trotzdem noch weitgehen intakt.
    Zweiter Punkt wäre der Wildverbiss. Ohne junge Bäume einzuzäunen gehe ich davon aus, dass sie bei vorhandenem Wild keine großen Überlebenchancen haben werden.
    Hast du eine Idee wie man diesen beiden Problemen begegnen könnte?
    Viele Grüße,
    Hardo

    • andreas sagt:

      Hallo Hardo,
      vielen Dank für Deinen Kommentar und sorry erst mal, dass ich mich jetzt erst melde. Ich hatte ziemlich viel um die Ohren, beruflich wie privat.
      Die Idee, einen Fichtenwald ökologisch umzugestalten finde ich natürlich super und ich drücke Dir die Daumen, dass es zu diesem spannenden Projekt kommt.
      Ich hatte mich vorher bei einem Förster informiert, der darin (für Staatsforst) kein Problem sieht. Es gibt zwar ein Gesetz zur Vermehrung von Saatgut aber da das kein kommerzielles Projekt ist, sah er hier keinen Konflikt. Dass Dich jemand anzeigt, kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen. Gerade in Bayern gilt das Jedermanns-Grundrecht, d.h. private Waldbesitzer müssen jedem den Zutritt in den Wald gestatten (https://www.lwf.bayern.de/wissenstransfer/forstcastnet/260896/index.php). Damit einher geht natürlich die Pflicht des Betretendens, mit dem Wald, bzw. der Natur achtsam umzugehen. Da sehe ich in der Aktion auch keinen Widerspruch gegen. Du solltest Dich wenn Du Zweifel hast aber vor Ort bei einem Förster informieren und am Besten in Abstimmung mit ihm vorgehen. Und natürlich keine fremden Arten einführen, sondern auch tatsächlich nur heimische Laubbäume, bzw. deren Samen.
      Was den Wildverbiss angeht hast Du einen guten Punkt. Bei uns im Bergischen Land kann ich beobachten, dass auf den komplett kahlen ehemaligen Fichtenplantagen aber sowieso kein Wild mehr läuft, da es hier nahezu schutzlos ist. Wenn Du einen intakten Fichtenwald umgestalten möchtest, könnte ich mir vorstellen, dass dort noch Wild geht und Deine Setzlinge orderntlich abknabbert. Einen günstigen Tipp von einem Landwirt in meiner Nachbarschaft habe ich aber noch. Laut ihm funktioniert es, neben jedem Setzling einen Bambusstab zu setzen. Das Geräusch, dass das die Hörner vom Wild machen, wenn sie daran entlang schrubben, schreckt es wohl ab. Ich hoffe, das hilft ein bißchen.
      Sorry nochmal für die späte Antwort.
      Viele Grüße nach Bayern
      Andreas

  4. Dirk sagt:

    Moin
    Ich bin da Ghana deiner Meinung.
    Mein erster Baum, ein Bergahorn steht schon. Den Samen habe ich im Blumentopf herangezogen bis er ca 25 cm gross war und in dem Gebiet wo ich jogge einfach eingepflanzt und warte nun wie er sich macht.
    Auf Arbeit werde ich mir einen Pflanzspaten bauen damit ich im Herbst loslegen kann und die Wiesen unsicher machen.

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