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Viel war in letzter Zeit zu lesen über die Mülltrennung in Deutschland. Einst berühmt für ihre Mülltrennungsfähigkeiten, scheinen die Deutschen vor immer größeren Schwierigkeiten damit zu stehen. Dies liegt nicht nur an nachlassendem Eifer oder gar Kompetenz. Die Mülltrennung in Deutschland stellt aufgrund ihrer Komplexität auch Menschen mit den besten Absichten vor Probleme.

Plastik in den gelben Sack? – Jein!

Die Bereitschaft zur Mülltrennung in Deutschland ist ungebrochen. Viele Sortierregeln in den verschiedenen Mülltonnen erschließen sich einem aber nicht unbedingt. Kassenbons gehören beispielsweite nicht in den Papiermüll, Trinkgläser nicht in den Glascontainer. Und wer meint, dass jeglicher Plastik in die gelbe Tonne gehört, liegt leider auch daneben.

Fast 20 Millionen Tonnen Verpackungsmüll fällt laut Bundesumweltamt jährlich in Deutschland an. Dies umfasst sowohl die Industrieabfälle als auch die privaten Haushalte. In Letzteren alleine wurden 5,5 Millionen Tonnen Verpackungen weggeworfen. Pro Person entspricht dies einer Menge von 220 Kilogramm Müll. Pro Jahr!

Alles Müll oder was?

Obwohl Deutschland und die Europäische Union gegen Plastikmüll mit strengen Richtlinien und neuerdings auch Verboten vorgehen, ist diese „Müllsorte“ nur auf Platz 3. Im Jahr 2016 landeten 8,1 Millionen Tonnen Papier in deutschen Mülltonnen. Kein anderes Material hat einen größeren Anteil am Müll. Plastikmüll machte dagegen „nur“ 3,1 Millionen Tonnen aus.

Papier lässt sich dafür wesentlich besser recyceln, also aufbereiten und wiederverwenden, als Plastikmüll. So wurden im Jahr 2016 ganze 89% des Papiermülls recycelt. Plastik wurde dagegen nur zu 50% wiederverwendet. Bis auf den Biomüll wird der komplette Rest, der nicht recycelt werden kann, verbrannt. Die früher übliche Lagerung von Müll auf großen Deponien wird dagegen kaum noch praktiziert. Dadurch landete zu viel Abfall in der Natur.

Was passiert mit dem getrennten Müll?

Deutschland lässt sich auch heute noch gerne als Recycling-Weltmeister feiern. Der 1991 erfundene Grüne Punkt war das weltweit erste Recycling System für gebrauchte Verpackungen. Laut der Europäischen Umweltagentur werden zwei Drittel des Haushaltsmülls in Deutschland recycelt. Das ist Rekord in Europa.

Laut Bundesumweltministerium sind es sogar 80% allen Mülls, also auch gewerblichen und industriellen Mülls, die in irgendeiner Form nochmals verwertet werden, also nicht auf einer Deponie landen. Der Trick dabei: auch das Verbrennen ist eine Form der Verwertung, die hohen Prozentzahlen bedeuten also nicht, dass auch wirklich so viel Müll recycelt wird.

Das sieht auch der Rat für nachhaltige Entwicklung so, den ich Euch bereits in einem vorangegangenen Post vorgestellt habe. Er begründet dies in einem Bericht an die Bundesregierung damit, dass die Methode, mit der die Recycling Quoten ermittelt werden, fehleranfällig ist.

Mülltrennung in Deutschland – Ein verlustreiches Geschäft

Denn bei Weitem nicht alle als recycelt gezählten Tonnen Müll gelangen auch tatsächlich wieder in der Kreislauf. Wie oben erwähnt gibt es zunächst mal eine hohe Quote sogenannter „Fehlwürfe“. Trotz der strikten Mülltrennung in Deutschland landen oftmals falsche „Sorten“ Müll in den verschiedenen Tonnen. Bei der gelben Tonne sind es bis zu 50%. Mit diesen falsch einsortierten Stoffen können die Müllsortiermaschinen nichts anfangen. Dieser Müll wird aussortiert und anschließend verbrannt. Dies zählt aber als „recycelt“, da aus dem Müll ja immerhin noch Wärme, bzw. Strom gewonnen wurde.

Auch Einwegflaschen vermitteln ein falsches Bild. Obwohl man diese im Supermarkt gegen Pfand zurückgeben kann, entstehen daraus in der Regel  keine neuen Einwegflaschen. Die Annahme, dass die Flaschen eingeschmolzen und wiederverwendet werden, ist falsch. Lediglich die explizit als PET Cycle ausgewiesenen Einwegflaschen stellen eine Kreislaufwirtschaft dar. Der Rest wird ebenfalls verbrannt.

Bei Glas und Papier sieht es zum Glück besser aus. Die oben erwähnte Quote von fast 80% stellt tatsächlich eine reale Wiederverwertungsquote dar. Komplett verbrannt wird dagegen der Restmüll. Selbst die darin enthaltenen Plastik- und Kunststoffabfälle sind zumeist nicht mehr zu gebrauchen, da sie mit Essensresten etc. verschmutzt sind.

Automatische Mülltrennung

Eine interessante Alternative zur Mülltrennung durch die Bürger und Unternehmen sind automatische Sortieranlagen. Während das Thema  Mitte der 2000er Jahre heiß gehandelt wurde als „Mülltrennung der Zukunft“ wurde es lange Zeit sehr still um diese Möglichkeit. In Kern würde dies bedeuten, dass es nur noch eine Tonne für alles gibt und die Trennung des Mülls automatisch von entsprechenden Maschinen direkt in der Deponie durchgeführt wird. Manuelle „Fehlwürfe“ sind somit ausgeschlossen.

Die 2005 in Betrieb genommene automatische Müllsortieranlage in Bochum hat erst im vergangenen Jahr eine Klimaschutz-Auszeichnung bekommen. Die Eko-City-Center genannte Anlage wurde für 4,5 Millionen Euro aufgerüstet und hat seitdem dazu geführt, dass die Menge der nicht mehr zu verwertenden Reststoffe halbiert wurde. Hier ist also ein großes Potenzial, das noch gehoben werden kann. Solche Sortieranlagen sind auch eine große Chance für Volkswirtschaften, die bisher nicht als große Mülltrenner aufgefallen sind. Bevor man die dortige Bevölkerung an ein aufwändiges Sortiersystem gewöhnt, kann man schnellere Erfolge feiern, wenn man die Mülltrennung automatisiert.

Fazit: Mülltrennung in Deutschland ist ausbaufähig

Die Mülltrennung in Deutschland gehört sicherlich schon zu den besseren weltweit. Allerdings ist beim Recyceln noch massig Luft nach oben. Zwar sortieren die Deutschen ihren Müll mit fast schon religiösem Eifer. Die Effektivität lässt allerding zu wünschen übrig, das der getrennte Müll oft dann eben doch einfach verbrannt statt wiederverwendet wird.

Ein interessanter Gedanke ist es, die Mülltrennung in Deutschland komplett abzuschaffen für den Privathaushalt und dafür durch automatische Sortieranlagen auf den Deponien zu ersetzen. Zumindest die Fehlwürfe könnten so drastisch reduziert werden.

Wer noch mehr über Plastikmüll erfahren will, findet in  den verlinkten Posts weitere Infos zum Plastikmüll im Meer und zur möglichen Lösung für das Müllproblem im Meer.

5 Comments

  1. Nerdup.me sagt:

    Danke für den tollen Artikel! Das Problem der Mülltrennung und derzeit noch schlechten Recyclingquoten ist wohl genauso groß wie das Verbesserungspotential, dass dort schlummert! Ich finde es klasse, dass die no plastic-Bewegung nun so stark zunimmt. Es gibt so viel, was wir alle tun können, um hier etwas zu ändern! Ganz vorn dabei wohl auch, dass wir nicht nur den Müll richtig sortieren, sondern auch alle verbundenen Stoffe weitesgehend trennen: So kann die automatische Mülltrennung viel besser arbeiten und mehr Wertstoffe gehen nicht verloren!

    • andreas sagt:

      Hi. Vielen Dank 🙂
      Ja da ist tatsächlich noch großes Potential vorhanden. Ich denke, dass es in Zukunt mehr Richtung automatisierter Mülltrennung auf den Deponien gehen wird, um die Recyclingquote zu erhöhen.
      Die no plastic Bewegung ist natürlich noch besser: Wer den Müll komplett vermeidet, braucht auch nicht zu trennen und recyceln. Der Bioladen meines Vertrauens bietet mittlerweile auch viele Produkte unverpackt an (Nudeln, Haferflocken, Nüsse [leider KEIN Klopapier 😉 – den Witz versteht in einem Jahr auch keiner mehr…hoffentlich], etc.). Das wird auch gut von den Leuten angenommen. Wir haben es in der Hand!
      Alles Gute,
      Andreas

  2. […] Leider bringt Plastik in jeder Form viele Probleme für unsere Gesundheit und Mutter Natur mit sich. Der Wechsel zu Glasflaschen ist der richtige Weg, da dieses Material weitaus nachhaltiger ist und sicher wiederverwendet werden kann. Es ist auch ein nahezu perfektes Produkt für das Recycling, da es nicht viel giftige Verarbeitung erfordert und viele Male wiederverwertet werden kann. In meinem Post über Recycling könnte Ihr nachlesen, dass Glas mit Abstand die beste Kreislaufwirtschaft aufweist. […]

  3. […] die Recyclingquote bei Plastik (ca. 37%) nicht so prall aussieht, habe ich Euch schon an anderer Stelle berichtet. Glas ist da mit […]

  4. […] Nach dem Verbrauch des Konzentrats, entsorgt man die Flasche einfach übers Altglas, das mit einer Recyclingquote von weit über 80% von allen Verpackungsrohstoffen am nächsten an eine Kreislaufwirtschaft heran […]

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