Der ökologische Effekt von Second-Hand-Shopping

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Der ökologische Effekt von Second-Hand-Shopping

Der ökologische Effekt von Second-Hand-Shopping wird oft unterschätzt und das Tragen gebrauchter Kleidung mitunter belächelt. Deshalb nehme ich Euch heute mit auf eine kleine Reise in die Welt der Second-Hand Läden.

Klimaschutz, nicht „Geiz ist geil“

Ich muss zugeben, lange Zeit dachte auch ich, dass entweder nur ausgeflippte Fashion-Fanatiker oder Geizhälse bei Second-Hand Läden einkaufen. Was soll ich sagen? Mittlerweile gehe ich selbst regelmäßig dorthin und halte mich für keines von beiden. Denn neben vielen anderen Faktoren unseres modernen Lebens, wie z.B. Ernährung, hat Kleidung einen sehr großen Effekt auf unseren ökologischen Fußabdruck.

Ein langärmeliges weißes T-Shirt verursacht allein beispielsweise 11kg CO² während des gesamten Lebenszyklus. Eine Damenjacke lag bei 13kg CO². Nackt durch die Gegend laufen ist aber auch keine Alternative (den sich hier bietenden Raum für Appelle und Witze umgehe ich einfach mal). Jedoch kann man mit bewusstem Kaufverhalten einerseits und dem Auftragen der Kleidung andererseits einen großen Beitrag leisten, damit der Klamotten-Müllberg dieser Welt nicht unnötig wächst.

4,7 kg Kleidung wirft jeder Deutsche jährlich weg

Denn jährlich landet eine unfassbar große Menge an Kleidung im Müll. Pro Jahr entsorgt jeder Deutsche im Schnitt 4,7 kg Kleidung. Vieles davon durchaus noch in gutem Zustand. Das summiert sich auf unvorstellbare rund 400.000 Tonnen Kleidungsmüll jährlich allein in Deutschland. Damit belegt die Bundesrepublik Platz sieben der 15 größten Textilverschwender in Europa.

Ganz vorne liegt Belgien, wo 14,8 Kilogramm Textilien pro Einwohner im Müll landen (keine Ahnung wie das geht, das wäre mein ganzer Kleiderschrank). Es folgt Tschechien mit 10,2 Kilogramm. Nachhaltiger geht man in Spanien mit seinen Kleidungsstücken um; dort produziert jeder Bürger im Schnitt nur 2,1 Kilogramm Textilmüll im Jahr.

Recycling oder Second-Hand?

Um den Müllberg zu verringern, gibt es zwei mögliche Ansätze. Zum einen eben gute, nicht mehr passende Kleidung an Second-Hand Läden zu vergeben, damit sie von anderen Menschen „aufgetragen“ wird. Oder die Kleidung vom Hersteller recyceln zu lassen und einen möglichst geschlossenen Ressourcen-Kreislauf zu schaffen.

Überall, wo ich mich zu dem Thema schlau gemacht habe, stehen sich diese beiden Alternativen gegenüber. Für mich ist das nicht ganz nachvollziehbar. Was spricht dagegen, Kleidung zunächst mal so lange zu tragen, bis sie wirklich durch ist und danach erst zu recyceln? Den „Second-Hand-Schritt“ zu überspringen führt nur dazu, dass mehr konsumiert wird. Deshalb, so unterstelle ich jetzt einfach mal, bevorzugen die Modehersteller eindeutig das Recycling. Klar, so erlangen sie Rohstoffe günstig zurück und können neue Produkte an die Kunden verkaufen unter dem Anschein von Umweltfreundlichkeit.

Green washing par excellence

Aber hier liegt green washing vor. Versteht mich richtig: ich bin zu 100% dafür, dass Textilien – so wie auch alle anderen Rohstoffe – in eine geschlossene Kreislaufwirtschaft überführt werden, um die Ressourcen von Mutter Erde zu schonen. Was ich kritisch sehe ist, dass durch das Recycling den Kunden eine Umweltfreundlichkeit vorgegeben wird, die zu Konsum ohne schlechtes Gewissen und somit mehr Absatz für die Modefirmen führen soll.

Denn wenn Kleidung nach wenigen Monaten zurückgegeben und recycelt wird, kostet auch dies Energie. Neue Kleidungsstücke müssen trotzdem produziert werden und die Ökobilanz wird zwar besser, aber bleibt weit unter den Möglichkeiten, wenn die Kleidungsstücke aufgetragen würden. Im schlimmsten Fall führt sie dazu, dass Menschen denken, sie könnten ohne die Umwelt zu belasten, mehr konsumieren als vorher.

Der ökologische Effekt von Second-Hand-Shopping würde komplett untergehen, denn statt die Kleidung möglichst lange zu tragen, damit keine neue produziert werden muss, würde eine Wegwerfmentalität unter dem Deckmantel von Umweltbewusstsein entstehen.

Produktionsbedingungen nach wie vor prekär

Dass die Modebranche auch ansonsten nicht gerade für angenehme Arbeitsbedingungen und soziales Gewissen steht, brauche ich wohl nicht im Detail zu erläutern. Zwar gibt es immer wieder Initiativen großer Ketten, sich in diesem Bereich zu verbessern.

Aber grundsätzlich wird oft auf die Subunternehmen verwiesen, auf deren Produktionsbedingungen man keinen Einfluss habe. Eine Schwalbe macht keinen Sommer, eine faire T-Shirt Kollektion aus Bio-Baumwolle macht aus einem Umweltsünder und Ausbeuterbetrieb noch keinen Heiligen.

Hier kommt dann oft das „aber das ist doch besser als nichts-Argument“.  Aber dann seid ihr schon auf den Trick reingefallen. Es gibt allerdings viel Bewegung im Modemarkt. So sind in Europa in den letzten Jahren viele kleinere Firmen entstanden, die lokal unter fairen Bedingungen für ihre Angestellten produzieren. Mittlerweile gibt es sogar Modefirmen in diesem Segment, deren Kleidung bewusst „reparierbar“ ist. So gibt es beispielsweise Hemden, bei denen sich nach ein paar Jahren die Kragen und Knöpfe austauschen lassen – durch den Hersteller. Müll vermeiden ist immer noch besser, als Müll zu recyceln.

Fazit: der ökologische Effekt von Second-Hand-Shopping ist größer als reines Kleidungs-Recycling

Der ökologische Effekt von Second-Hand-Shopping wirkt sich nachweisbar positiv auf die eigene Klimabilanz aus. Der ökologische Fußabdruck sinkt in dem Maß, in dem man seine Kleidung – oder eben die anderer Leute „aufträgt“. Wer jetzt denkt, dass das Tragen gebrauchter Kleidung für jeden ersichtlich ist, und dass man sich dafür schämen müsste, dem kann ich nur sagen: geht einfach mal in einen Second-Hand-Laden. Ihr werdet Euch wundern, was für gut erhaltene Kleidungsstücke man dort erhält.

Aufgrund der oben geschilderten Masse an Kleidung, die allein in Deutschland entsorgt wird, nehmen auch die Second-Hand-Läden nur noch die besterhaltenen Kleidungsstücke an. Ich persönlich kaufe dort sogar die Hemden, die ich auf der Arbeit trage, nicht nur meine Freizeitbekleidung. Wenn Ihr Beweisfotos möchtet, lasst einen Kommentar da. Dann „modele“ ich vielleicht mal 😉

Also, probiert es einfach mal aus, wenn ihr skeptisch seid und verbessert Eure Ökobilanz durch das Auftragen von Kleidung. Mir ging es recht bald so, dass ich Kleidung völlig neu zu schätzen gelernt habe. Ich habe mir mittlerweile sogar angewöhnt, Risse in der Naht zu nähen, so dass ich die Lebensdauer meiner Kleidung noch ein bisschen erhöhen kann. Tragt Ihr auch Second-Hand Kleidungsstücke oder überlegt es? Schreibt gerne Eure Erfahrungen und Ansichten in die Kommentare.

2 Comments

  1. Kira N. sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag über Second Hand Kleidung und Recycling, Interessant, dass der ökologische Effekt von Second Hand Kleidung sogar besser ist als der von Recycling. Ich lege viel Wert auf Nachhaltigkeit und gehe deshalb gern shoppen in Second Hand Läden und wollte mich mal zum tatsächlichen Effekt auf das Ökosystem informieren.

    • andreas sagt:

      Hi, danke für Dein Feedback. Ja, mittlerweile trage ich fast nur noch 2nd Hand Kleidung. Nur Unterwäsche und Socken kaufe ich noch neu. Tatsächlich finde ich das sehr befreiend. Und mittlerweile gibt es da auch eine tolle Auswahl an Sachen, so dass man nicht aussieht als würde man aus den 80ern kommen…es sei denn, man möchte das 😉
      Viele Grüße
      Andreas

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