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Wahre Kosten von Lebensmitteln bei Penny testweise angegeben

Die wahren Kosten von Lebensmitteln zeigt der Discounter „Penny“ seit kurzem seinen Kunden in einem speziellen „Nachhaltigkeits-Erlebnismarkt“ in Berlin-Spandau. Bei einigen ausgewählten Produkten steht ein zweiter Preis neben dem eigentlichen Verkaufspreis: der echte Preis des Lebensmittels, wenn man alle Auswirkungen von Klimagasen, Energie- und Wasserverbrauch, Landnutzung etc. entlang der gesamten Lieferkette berücksichtigen würde.

Teilweise über 150% Aufschlag

Penny führt dieses Experiment zusammen mit der Universität Augsburg durch. Für 8 konventionelle und biologische Produkte der Eigenmarken (hier hat man die gesamte Lieferkette am besten im Blick) zeigt das Preisschild die wahren Kosten der Lebensmittel. An der Kasse bezahlen müssen die Kunden aber weiterhin den „normalen“ Preis.

Die Abweichung der wahren Kosten für Lebensmittel von den Verkaufspreisen an der Kasse ist teilweise erheblich. Die größte Abweichung ist – wenig überraschend – beim konventionellen Fleisch zu beobachten. Während es bei Bio-Fleisch schon 126% Umwelt-Zuschlag sind, kommt das konventionelle Fleisch sogar auf 173%!

Versteckte Kosten an Gesellschaft weitergegeben

Während gerade die klimaschädlichen Kosten, wie z.B. CO² Ausstoß entlang der Lieferkette bisher überhaupt nicht berücksichtigt werden, werden andere Kosten versteckt an uns alle weitergegeben.

So werden beispielsweise die Kosten für Wasseraufbereitung nicht von den Leuten bezahlt, die wasserintensive Lebensmittel konsumieren, sondern von der ganzen Gesellschaft in Form der Wasserrechnung. Darin enthalten sind nämlich die Kosten für die Aufbereitung des Wassers.

Transparenz über wahre Kosten von Lebensmitteln

Man kann von Discountern halten, was man will. Aber diese Aktion von Penny bringt tatsächlich mal Licht in einen ansonsten sehr undurchsichtigen Prozess. Die Preisbildung der Lebensmittel ist schon lange in der Kritik, denn nicht zu Unrecht fragt sich mancher Konsument, wie mit diesen Fleisch- und Milchpreisen überhaupt noch ein Produzent überleben kann.

Jetzt sieht man, dass das Gefühl nicht täuscht und hier nicht mit offenen Karten gespielt wird. Die nicht im Preis berücksichtigten Mehrkosten der Lebensmittel gehen zu Lasten der Umwelt – und damit uns allen.

Biolebensmittel mit weniger Aufschlägen als konventionelle Lebensmittel

Bei allen Lebensmitteln, ob konventionell oder biologisch erzeugt, fallen versteckte Mehrkosten an. Aber es gibt teils erhebliche Unterschiede zwischen den Herstellungsarten. Durchweg sind die versteckten Kosten bei konventionell erzeugten Lebensmitteln größer als bei Bio-Lebensmitteln.

Das liegt mutmaßlich daran, dass die versteckten Umweltkosten beim konventionellen Anbau/konventioneller Viehhaltung einfach größer sind. Auch bei Bio-Lebensmitteln werden die Kosten bisher nicht eingepreist. Aber durch den umweltfreundlicheren Anbau fallen weniger „Umweltkosten“ an.

Hier mal ein kleiner Überblick über die Abweichungen wie sie bei der Uni Augsburg zu finden sind:

LebensmittelProduktionsartPreisaufschlag
Apfelkonventionell (bio)8% (4%)
Bananekonventionell (bio)19% (9%)
Kartoffelkonventionell (bio)12% (6%)
Tomatekonventionell (bio)12% (5%)
Mozzarellakonventionell (bio)52% (30%)
Goudakonventionell (bio)88% (33%)
Milchkonventionell (bio)122% (69%)
Fleisch (gemischt)konventionell (bio)173% (126%)
Quelle: uni-augsburg.de

Fazit: Wahre Kosten von Lebensmitteln weichen teils erheblich vom Verkaufspreis ab

Nochmal: Man kann mir nicht vorwerfen, ein großer Freund von Discountern zu sein. Hier muss ich aber tatsächlich mal den Hut ziehen. Auch wenn es sich nur um ein begrenztes Experiment mit wenigen Lebensmitteln in nur einem Markt handelt, so geht das Medienecho doch ziemlich viral. Hier wird Aufmerksamkeit geschaffen für ein großes Problem. Wahre Kosten von Lebensmitteln werden beim Verkauf nie berücksichtigt.

Auch wenn Penny das (noch?) nicht ändert, so wird zumindest in diesem Bereich mal Transparenz geschaffen. Und ungewollt nebenbei gezeigt, dass auch hier Bio-Lebensmittel vorn liegen. Denn deren versteckte Kosten zu Lasten der Umwelt sind erheblich geringer als die konventioneller Lebensmittel. Danke also für diese Aktion!

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