Ethikbank im Praxistest – Mein Wechsel zur GLS Bank – Teil 1

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Ethikbank im Praxistest – Mein Wechsel zur GLS Bank – Teil 1

Eine Ethikbank ist wie eine normale Bank – nur ohne Kinderarbeit, Rüstungslobby, Umweltverschmutzung und viele weitere „schöne“ Themengebiete zu unterstützen. Warum man sein Geld schleunigst zu einer nachhaltigen Bank transferieren sollte und wie schnell ein Kontenwechsel zur einer Ethikbank funktioniert, erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen.

Eine Ethikbank? Widerspruch in sich?

Wenn man das, was Banken so tun von außen betrachtet, könnte einem der Gedanke kommen, dass eine „Ethikbank“ sich selbst widerspricht. Ständig liest und hört man von neuen Bankenskandalen, Steuerbetrug, Fehlspekulationen mit Anlegergeld, Finanzierung von Warlords und Kohlekraftwerken. Und all das soll bei einer Ethikbank anders sein? Kurz gesagt: ja!

Denn Ethikbanken arbeiten zu 100% transparent und lassen den Kunden die Wahl, nach welchen Nachhaltigkeitskriterien ihr Geld angelegt werden soll. Die meisten schließen dabei bestimmte Anlageformen, Fonds und Gesellschaften von vorneherein aus, so dass dort kein gutes Geld schlechtes tun kann. Denn was viele Menschen nicht wissen: das Geld auf dem Giro-, Tagesgeldkonto oder Sparbuch investieren die Banken. Und sie investieren es am liebsten dort, wo der größte Gewinn auf sie wartet. Und das sind Branchen, die in der Regel nicht den Ansprüchen an soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit entsprechen.

Was passiert mit meinem Geld?

Banken sind unverzichtbar und zunächst auch mal nicht per se schlecht. Sie lagern gewissermaßen das Geld der Kunden ein und vergeben aus diesen Beständen Kredite an Unternehmen, die damit expandieren können oder ihre Forschungen finanzieren. Zu den Aufgaben einer Bank gehören u.a.:

Vor allem die beiden Punkte Kreditvergabe und Investitionsfunktion laufen oftmals unbemerkt von den Privatanlegern entgegen deren Willen in Unternehmen, die die Anleger gar nicht unterstützen möchten. Denn ich kann zwar zuhause Ökostrom beziehen. Was nützt das aber, wenn mit meinem Geld auf dem Sparbuch ein Kredit für ein Kohlekraftwerk durch meine Bank vergeben wird? Deshalb ist es wichtig, dass wir uns genau anschauen, was unsere Hausbank eigentlich mit unserem Geld macht.

Bankenranking mal anders: Nicht nach Zinsen sondern nach Nachhaltigkeit sortiert

Wer wissen möchte, wo die Banken unser Geld anlegen und wie gut oder schlecht die eigene Hausbank abschneidet, der sollte sich die Seite fairfinanceguide.de anschauen. Hier werden zahlreichen Banken und Versicherungen anhand von Nachhaltigkeitskriterien bewertet und verglichen. Heraus kommt ein Ranking, an dem man auf den ersten Blick sehen kann, wie die eigene Bank abschneidet.

Wenig überraschend stehen die Ethikbanken dabei mit großem Abstand auf den vorderen Plätzen. Die Plätze 1 bis 5 belegen ausschließlich nachhaltige Banken in folgender Reihenfolge:

  1. GLS Bank
  2. EthikBank
  3. Triodos Bank
  4. KD-Bank – Bank für Kirche und Diakonie
  5. Pax-Bank

Beeindruckender als die Reihenfolge ist der Abstand, mit dem die Ethikbanken den „konventionellen Banken“ voraus sind. Während die GLS Bank satte 95% aller ethischen und Nachhaltigkeits-Kriterien erfüllt und der Fünftplatzierte, die Pax-Bank immerhin noch auf 80% kommt, folgt die nächstbeste konventionelle Bank mit 55%. Den letzten Platz belegt die Sparkasse Düsseldorf mit grottenschlechten 17%! Da die Sparkassen aber jeweils eigene, regionale Banken sind, muss man sie auch getrennt betrachten. Als beste Sparkasse schneidet die Sparkasse Köln/Bonn mit 52% ab.

Die Mär von der netten Bank von nebenan

Wer jetzt immer noch denkt, dass das Geld bei der netten Sparkasse oder Raiffeisen-/Volksbank im Ort gut aufgehoben ist, dem sei noch folgendes gesagt: diese Banken werben mit ihrer Einbindung in die Region und die lokale Wirtschaft. Das ist auch erst mal unbestritten. Wenn aber in der Region zufällig KraussMaffeiWegmann oder RWE angesiedelt sind, dann wird fleißig die Rüstungsindustrie oder Kohlekraftwerke gefördert.

Wer seiner Bank vor Ort vertraut und sie nicht wechseln möchte, sollte aber zumindest mal nachfragen, ob es einen Compliance-Bericht gibt und wo die Bank das Geld ihrer Kunden anlegt. Wie gesagt, kann es hier große regionale Unterschiede geben. Aber mal ehrlich: selbst die beste Sparkasse ist mit 52% immer noch Welten entfernt von den Ergebnissen der Ethikbanken.

Wie sieht es bei mir aus?

So, Zeit die Hosen runterzulassen. Ich habe auch meine Bank in den Ergebnissen gefunden. Vor ca. 10 Jahren habe ich angefangen mich mit Aktien und Fonds zu beschäftigen. In diesem Zuge habe ich ein Depot bei CortalConsors angelegt, heute Consorsbank. Diese gehört zum französischen Großbank BNP Paribas. Nach und nach habe ich dorthin alle meine Konten gewechselt, damit ich alles bei einer Bank habe.

Die Ergebnisse von BNP Paribas werden auf der niederländischen Partnerseite von fairfinance veröffentlicht. Und siehe da: meine Bank ist mit gerade mal 38% auf der Skala wirklich nicht gut bewertet. Die Detailwerte lassen meine Haare dann aber erst recht zu Berge stehen. Klimawandel: 32%, Steuern: 18% (hallo Steueroasen!), Bonuspolitik: 13% (hallo fetter Managerbonus!), Transparenz 28%, usw.

Ich war wie vor den Kopf gestoßen! Da nutze ich Ökostrom, vermeide so gut wie möglich umweltschädigendes Verhalten, bespare einen Aktienfond für erneuerbare Energien – und meine eigene Bank konterkariert all das. Mit meinem Geld! Fuck it, das bleibt nicht so!

Kontenwechsel mit Service

Mein Tagesgeldkonto habe ich bereits zur GLS Bank gewechselt. Das geht online binnen Minuten. Auch die Legitimation, also Postident kann man mit einer App von zuhause aus machen. Mein Aktiendepot und das Girokonto werden höchstwahrscheinlich demnächst folgen. Die GLS Bank bietet dafür einen bequemen Wechselservice auf ihrer Webseite an.

Zuvor schreibe ich allerdings noch meine Bank an und frage nach deren Standpunkt bezüglich ihrer Bewertung von fairfinance. Fairerweise soll sie die Möglichkeit einer Stellungnahme bekommen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Erklärungen zu den Kritikpunkten. Anhand der Antwort werde ich dann die weiteren Schritte einleiten.

Nicht verschweigen möchte ich, dass die Kontoführung bei der GLS Bank mit Kosten verbunden ist. Bisher komme ich in den Genuss kostenloser Depot- und Kontenführung. Kostenlos aber nicht umsonst. Denn den Preis zahle ich wie oben geschildert damit, dass die Bank mein Geld wider meine Interessen investiert. Daher zahle ich lieber ein paar Euro im Monat und weiß, dass mein Geld nicht gegen mich arbeitet.

Warum kostet die Kontoführung bei einer Ethikbank etwas?

Dass die Kontenführung Geld kostet liegt daran, dass die GLS Bank ihre eigenen Betriebskosten nicht aus den Zinsen für Dispokredite deckt, sondern eben über die Kontoführungsgebühren, die jeden gleichermaßen treffen. So finanzieren alle gleichermaßen die gemeinsamen Betriebskosten und nicht etwa die Leute, die einen Dispo beanspruchen müssen und finanziell sowieso schon eher am Stock gehen.

By the way: die GLS-Bank gibt auf ihrer Webseite an, dass sie das Kreditzinsniveau an ihre Kunden weitergibt. Momentan bedeutet das: für den Dispo (bis 10.000€) fallen derzeit Zinsen von 0,0% an! Das ist mal fair! Wenn man bedenkt, dass alle nicht-Ethikbanken sich weiterhin 7-9% Zinsen einverleiben, sich das Geld aber zum Nullzins bei der Zentralbank besorgen können, wisst Ihr, womit die einen schönen Teil ihres Geldes verdienen.

Fazit: Wem Nachhaltigkeit wichtig ist, der wechselt zu einer Ethikbank

Die Recherche für diesen Post war für mich ein echter Augenöffner. Da gibt man sich im Alltag Mühe, nachhaltig zu leben, bezieht Ökostrom, vermeidet Plastikmüll. Und dann stellt man fest, dass die eigene Bank mit meinem Geld munter Kredite an Rüstungsfirmen, Energiekonzerne mit Kohlekraftwerken und ähnliche „tolle“ Unternehmen fördert. Aber nicht mehr lange!

Jeder Euro, den wir den konventionellen Banken entziehen und zu den Ethikbanken transferieren ist raus aus einem System, das soziale Ungerechtigkeit, Umweltverschmutzung, Waffenherstellung und -export u.v.m. fördert! Lassen wir also unser Geld nicht gegen uns arbeiten, sondern für unsere Ziele: Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit.

Daher habe ich schon mal mein Tagesgeldkonto zur GLS Bank gewechselt, weil das am einfachsten und kurzfristigsten möglich war. Nun nehme ich die Kommunikation in Richtung meiner noch-Bank auf und werde danach entscheiden, ob der Rest auch noch zeitnah rüber wandert (wovon ich momentan mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgehe). Denn eines ist trotzdem wichtig: Lasst Eure Bank wissen, warum Ihr weg wechselt! Denn nur so spüren die Banken, dass sie nicht machen können, was sie wollen. Wie immer entscheiden wir auch hier als mündige Kunden, was die Unternehmen machen!

PS: Es wird in ein paar Wochen noch ein zweiter Teil zu diesem Post folgen. Darin berichte ich dann, was meine Bank geantwortet hat und ob meine Konten und mein Depot jetzt sämtlich bei der GLS Bank sind.

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