Ein Sandarium für Wildbienen anlegen – Bienenschutz im eigenen Garten

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Ein Sandarium für Wildbienen anlegen – Bienenschutz im eigenen Garten

Ich muss gestehen, den Begriff Sandarium kenne ich auch noch nicht so lange. Mit dem Thema (Wild-)Bienen retten habe ich mich hier ja schon mal beschäftigt. Da kann ich auch schon mal ankündigen, dass demnächst ein Post zu einem selbstgebauten Insektenhotel kommen wird. Die Arbeiten laufen aber noch. Bei der Recherche dazu bin ich über den Begriff Sandarium gestolpert und möchte Euch gerne diese super einfache Art und Weise Wildbienen zu helfen vorstellen.

Aquarium für Fische, Terrarium für Reptilien, Sandarium für…

Jeder weiß, was ein Aquarium und ein Terrarium sind. Bei einem Sandarium runzeln sich die Stirnen aber reihenweise. Dabei ist das sogar noch viel wichtiger und vor allem pflegeleichter. Wusstet Ihr, dass drei Viertel aller Wildbienen in (sandigen) Böden und Abbruchkanten nisten? Wer also gezielt die besonders bedrohten Wildbienen unterstützen möchte, sollte sich ein sogenanntes Sandarium in einer ruhigen, geschützten Ecke des Gartens anlegen.

Despektierlich könnte man sagen, dass ein Sandarium einfach ein Sandhaufen im Garten ist. Dort schafft man dann einen idealen Lebensort für bedrohte Wildbienenarten. Einfach einen Kubikmeter Sand in den Garten kippen, bringt aber nicht den vollen Erfolg. Ein paar Dinge sollte man schon beachten.

Wer lebt im Sandarium?

Wer an Bienen und Wespen denkt, denkt meist auch an große Völker mit einer Königin und hunderten Drohnen. Doch tatsächlich leben die wenigstens Bienenarten in solchen Völkern. Über 95% aller Bienenarten leben nicht in Kollektiven, sondern als Solitärbienen. Das heißt, sie sind Einzelgänger.

Von diesen Wildbienen leben wie oben beschrieben ganze 75% im oder am Boden, d.h. sie graben dort Brut- und Niströhren herein oder bauen Ihre Nester direkt auf dem Boden (wie z.B. die Ackerhummel).

In Deutschland leben nach verschiedenen Schätzungen zwischen 548 und 574 Wildbienenarten. Weltweit sind es 33.000 (!). Wer bei Bienen also nur an die Honigbienen denkt, der lässt den Großteil der Arten links liegen. Und gerade um die Honigbienen muss man sich eigentlich keine Sorgen machen, denn um die kümmern sich ja schon die Imker bestens. Aber durch Flächenfraß, Pestizide, raspelkurz gemähte Wiesen sind es die Wildbienen, die unseren Schutz benötigen. Denn ihre Lebensräume und Nahrungsquellen verschwinden.

Aufbau und idealer Standort des Sandariums

Im günstigsten Fall legt man das Sandarium an einem sehr sonnigen und vor Regen geschützten Platz an. Durch den sonnigen Standort trocknet der Sand nach einem Schauer recht schnell wieder. Und der Schutz vor Regen sorgt dafür, dass die gegrabenen Höhlen nicht einfach volllaufen.

Damit der Sand nicht bei starkem Wind einfach fliegen geht, sollte man übrigens keinen Haufen auf dem Boden anlegen, sondern am besten eine ca. 30 cm tiefe Grube ausheben und diese mit Sand auffüllen. So ist sichergestellt, dass nicht alles komplett verweht wird, wenn es im Sommer einmal zu längerer Trockenheit kommt.

Für den Sand sollte man auf keinen Fall auf verarbeiteten Sand (z.B. speziellen Fugensand) zurückgreifen. Auch sollte er nicht gewaschen sein, da er dann keinen festen Zusammenhalt bildet und die Wildbienen keine Röhren rein graben können. Wer mal am Strand (oder in der Wüste) versucht hat, ein Loch zu graben, weiß was ich meine. Sagt einfach in der Gartenabteilung eures lokalen Baumarktes, dass ihr mittelkörnigen, ungewaschenen Sand benötigt damit Wildbienen sich dort einnisten können. Dann bekommt Ihr den richtigen Sand. Kleiner Tipp: wer einen Anhänger hat, kann sich den Sand auch lose verladen lassen. Das spart immens viel Plastik ein, da der Sand in Plastiksäcke abgefüllt ist.

Pflege

Wer denkt, dass hier Aufwände analog zu einem Aquarium oder Terrarium lauern, darf sich jetzt entspannen. Da es sich hier um ein (zwar künstlich angelegtes) Wildtiergehege handelt, ist nur minimaler Pflegeaufwand nötig.

Nach und nach werden sich erwünschte und unerwünschte Pflanzen auf Eurem Sandarium ansiedeln. Hier empfiehlt es sich, einmal im Jahr vorsichtig ein bisschen auszudünnen, damit dies nicht überhandnimmt. Wichtig ist ja, dass die Wildbienen an den Sand heran kommen. Entfernt am besten alles, was nicht nach Wildblume aussieht oder keine Blüten hat. Das grüne Zeug ist für diesen Zweck nutzloses Beikraut, dass man getrost entfernen kann. Wildblumen bleiben natürlich stehen. Dazu aber jetzt noch mehr.

Futter für die Bienen anlegen

Was nützt das schönste Haus, wenn man nichts zu essen hat? Nachdem das Sandarium angelegt ist, könnt Ihr gerne in der Nähe auch eine kleine Wildblumenwiese anlegen. Beachten sollte man dabei, dass es sich um für eure Region heimische Wildblumen handelt. Selbst extra so benannte Wildblumenmischungen aus dem Baumarkt enthalten manchmal Pflanzen, die zwar tatsächlich Wildblumen sind, aber mit denen die bei euch heimischen Wildbienenarten trotzdem nichts anfangen können. Beratung und manchmal auch die passenden Samen bekommt ihr bei eurem örtlichen NABU-Ableger. Dort hilft man euch gerne weiter.

Denn bei der Ernährung sind manche Wildbienen echte Primadonnen. Man unterscheidet zwischen „polylektischen“ und „oligolektischen“ Wildbienen. Während erstere so ziemlich alles anfliegen, was Blüten und Pollen hat, haben sich letztere auf nur wenige, manchmal nur eine einzige Pflanzenart eingestellt. Das hat Vor- und Nachteile. Die extreme Spezialisierung ermöglicht es diesen Wildbienen zwar, „ihre“ Pflanzen perfekt zu nutzen. Ist allerdings die Pflanzenart bedroht oder in der Nähe nicht mehr vorhanden, geht den Spezialisten das Futter aus. Deshalb ist es besonders wichtig, auf die einheimischen Pflanzen zu setzen. Sehr gute Wildbienenpflanzen sind beispielsweise Lavendel, Katzenminze aber auch Brennnesseln. Letztere sind sowieso total unterschätzt aber das ist bei Gelegenheit mal einen eigenen Post wert.

Sandarium in der Stadt?

Zugegeben: hier schreibt ein Landei mit eigenem kleinen Garten. Da kann man so ein Sandarium natürlich etwas leichter anlegen als in der Stadt, wenn man nur einen Balkon (oder nicht mal das) zur Verfügung hat. Wer dennoch auch dort den Wildbienen helfen möchte, kann das mittels Wildblumen machen. Wer einen Balkon hat, kann ein paar schmale Blumenkästen mit lokalen Wildblumen ausstatten und den Bienen so kleine Snacks auf dem Weg durch die Stadt bieten. Denn auch dort leben viele Bienenarten oder kommen zumindest auf ihrer Suche nach Nahrung mal durch.

Wer keinen Balkon hat, kann mit Guerilla Gardening auf Grünstreifen helfen. Oder ihr geht gleich ganz offiziell zu Eurer Verwaltung und besprecht, ob man nicht Wildblumenwiesen in den öffentlichen Parks anlegen kann. Bei der ein oder anderen Partei findet Ihr da bestimmt Gehör und Unterstützung 😉

Fazit: Ein Sandarium ist einfach anzulegen und sehr pflegeleicht

Mit wenig Aufwand kann man in seinem Garten mit dem Sandarium eine tolle Nisthilfe für Wildbienen anlegen. Ich persönlich habe damit die ideale Ergänzung zu meiner Wildblumenwiese und meinem Insektenhotel gefunden. In diesem Jahr werde ich mir für die Wildblumen aber auch wie oben beschrieben eine lokale Saatmischung vom NABU besorgen, anstatt die Baumarktmischung zu nehmen. Es gibt halt immer Luft nach oben 🙂

Da die Baumärkte momentan noch corona-bedingt geschlossen sind, gehe ich mein kleines Sandarium-Projekt aber erst im Frühjahr an (mangels Sandes). Bis dahin habe ich aber auch noch genug Arbeit mit meinem anderen Insektenhotel. Ich freue mich schon, Euch bei Gelegenheit die Ergebnisse von beidem zu zeigen.

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