Home Office in Corona Zeiten – Arbeit 2.0

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Home Office in Corona Zeiten – Arbeit 2.0

Das momentan stark verbreitete, dauerhafte Home Office in Corona Zeiten stellt viele Arbeitnehmer (aber auch Arbeitgeber) vor neue Herausforderungen. Daher schreibe ich hier mal einen Erfahrungsbericht mit ein paar Tipps wie man das Arbeits- und Sozialleben weiterhin angenehm und produktiv gestalten kann.

Denn auch mich hat es jetzt erwischt: seit einer Woche bin ich bis auf weiteres präventiv (also ohne Erkrankung) im Home Office tätig. Zum Glück kann man sagen. Denn immerhin gehöre ich zu den Leuten, bei denen das möglich ist und muss mir keine Sorgen um meinen Job bzw. die finanzielle Grundlage machen. Daher wird es von mir auch kein Gemecker über das Home Office geben! Ich weiß meine Situation sehr wohl einzuschätzen und bin dankbar, dieses „Luxus-Problem“ zu haben.

Weiterhin geregelter Schlafrhythmus

Dennoch gibt es auch bei der Heimarbeit einige Herausforderungen zu meistern. Die erste ist es, weiterhin den üblichen Schlafrhythmus beizubehalten, denn das warme Bett ist morgens noch verlockender mit der Aussicht, innerhalb weniger Minuten „auf der Arbeit“ zu sein. Da kann es schon mal schwerer fallen, sich zu erheben, als das sonst eh schon ist. Hier gilt: wer einen festen Aufstehrhythmus hat, kommt leichter raus, als jemand, der immer zu anderen Zeiten aufsteht.

Ob das dann generell eher früh oder eher spät ist, ist vom eigenen Biorhythmus abhängig. Die berühmten Lerchen stehen also früh auf während die Eulen ein bisschen später in den Tag starten. Um den Rhythmus auch wirklich fest zu etablieren, wird empfohlen diesen auch am Wochenende einzuhalten. Dies stellt sicherlich noch die größte Herausforderung dar.

Um den Schlaf, bzw. dessen angebliche Qualität auszuwerten, gibt es zahlreiche Schlaftracker im Internet zu finden, die jede kleinste Bewegung nachts aufzeichnen. Ich persönlich halte davon wenig und erwähne es mehr der Vollständigkeit halber. Ich glaube, dass man beim Aufstehen und tagsüber auch so sehr genau merken kann, wie gut und ausreichend der Schlaf war. Aber das ist nur meine Meinung. Wer auch noch diesen Aspekt seines Lebens vermessen will, soll das gerne tun.

Telko, Skype oder Teamviewer – Neue Arbeitsmethoden braucht das Land

Vor lauter Besprechungen mal wieder nicht zum Arbeiten gekommen? Beim Meeting erst mal zehn Minuten gewartet, bis alle da waren? Auch das war einmal. Plötzlich gestaltet sich das Meeting kurz und effizient – als Telefon- oder Videokonferenz. Das steht und fällt natürlich mit dem Einladenden, d.h. demjenigen, der die Agenda oder das jeweilige Thema vorbereitet hat. Hier zeigt sich, wer wirklich weiß wovon er spricht und dies auch in kurzen, leicht verständlichen Worten vortragen kann.

Ich konnte erfreut feststellen, dass sich meine Besprechungstermine nahezu halbiert haben. Und die, die es noch gibt, dauern wesentlich kürzer. Komischerweise schaffen es jetzt auch alle, sich pünktlich ins virtuelle Meeting einzuwählen. Selbst diejenigen, die notorisch zu jeder Besprechung in der Firma zu spät reingelaufen kamen. Ich kann nur mutmaßen, dass sich keiner nachsagen lassen möchte, dass er im Home Office nicht erreichbar ist und die Besprechungen verpennt. Dazu weiter unten noch mehr.

An dieser Stelle sei aber gesagt: die Geschwindigkeit, mit der dieses Coronavirus die Digitalisierung in Deutschland vorangetrieben hat, ist unglaublich! Wenn es überhaupt etwas Positives an der ganzen Situation gibt, dann ist es wohl, dass zukünftig in eine Arbeitswelt vor und eine Arbeitswelt nach SARS-CoV-2 unterschieden werden wird.

Wo gestern noch Office, Outlook  und Vor-Ort Präsenz den Ton angaben, wird binnen wenigen Wochen mit MS Teams, Skype und Teamviewer auf geteilten Bildschirmen per verschlüsselter Internetverbindung zusammen gearbeitet. Respekt!

Home Office in Corona Zeiten heißt nicht: Immer erreichbar

Aber auch Home Office in Corona Zeiten heißt nicht, dass man jederzeit für seinen Chef und die Kollegen erreichbar sein muss. Bei uns trieb es sogar solche Stilblüten, dass sich einzelne Kollegen zur Mittagspause ab- und wieder anmeldeten. In den ersten Tagen des nahezu firmenweiten Home Office lief mein Mail-Postfach über mit Meldungen, wer gerade wo und wie seine Pause macht. Bis es dann sogar meinem Chef zu viel wurde und dieser in einer Video-Telko darauf hinwies, dass es ihm sonst auch egal ist, wenn er jemanden vor Ort telefonisch oder per Mail nicht sofort erreicht.

Es soll aber auch durchaus andere Chefs geben, die meinen, ihre Mitarbeiter im Home Office verstärkt kontrollieren zu müssen. Die schlechte Nachricht zuerst. Ein gewisses Maß an Kontrolle ist das Recht jedes Arbeitgebers. Da unterscheidet sich das Home Office nicht vom Büro. Auch dort kann der Chef ja jederzeit unangemeldet am Schreibtisch stehen. Aber für ein gutes Vertrauensverhältnis werden ständige Kontrollanrufe wohl kaum sorgen. Und warum der Chef seinerseits für so etwas Zeit hat, könnte man sich durchaus auch mal fragen.

Während man solche Anrufe also hinnehmen muss, sind zwei Sachen sicher: Feierabend bedeutet Feierabend und krank bedeutet krank. Wer seinen Arbeitstag beendet, darf sein Firmenhandy ausschalten und nicht mehr erreichbar sein. Viele Arbeitgeber schließen mittlerweile sogar Dienstvereinbarungen ab, in denen steht, dass ihre Arbeitnehmer nicht mehr erreichbar sein sollen nach Dienstschluss. Denn auch die Arbeitgeber kennen die Studien, laut denen es krank macht, wenn die Mitarbeiter nicht abschalten können und ständig erreichbar sind.

By the way: krank heißt krank! Wer wirklich krank ist, der hat auch nicht im Home Office zu arbeiten! Die Krankschreibung dient dazu, dass man sich in der Zeit von der Krankheit erholen kann. Kein Arbeitgeber darf verlangen, dass man sich krank von zuhause aus anmeldet und seiner Tätigkeit nachgeht. Anders sieht es natürlich bei präventiver Corona-Quarantäne aus. Solange man selbst nicht krank ist, kann man seiner Tätigkeit von zuhause aus natürlich weiter nachgehen.

Ab und zu auch einfach mal schnacken

Aber Home Office in Corona Zeiten bedeutet auch, dass man auf den kleinen Plausch am Kaffeeautomaten verzichten muss. Dabei ist dessen gesunde Wirkung nachgewiesen. Wer immer nur funktioniert und nie auch mal abseits der Arbeit mit den Kollegen über nicht-dienstliches spricht, wird langfristig krank.

Auch Arbeitgeber wissen kurze Privatgespräche bei der Arbeit richtig einzuordnen. Hier wird zwar kein Geld für die Firma verdient, aber das Betriebsklima verbessert. Und das zahlt sich langfristig aus.

Darauf muss man auch im Home Office nicht verzichten. Auch hier ist natürlich die Verhältnismäßigkeit zu beachten. Aber jeder freut sich darüber, wenn mal ein Kollege anruft und einfach nur fragt, wie es einem geht.

In einigen Bereichen meiner Firma wird dies sogar aktiv vom jeweiligen Abteilungsleiter gefördert: einmal in der Woche gibt es einen „Kaffee und Kuchen-Call“, bei dem die Truppe per Video-Anruf zusammengetrommelt wird und jeder, der möchte, bei sich zuhause bei Kaffee und Kuchen einfach mal erzählt, wie es ihm geht und wo gegebenenfalls der Schuh drückt.

Bewegung und gesunde Ernährung nicht zu kurz kommen lassen

Bei mir persönlich ist es so, dass ich jeden Morgen den Weg vom Hauptbahnhof bis zu meiner Firma zu Fuß am Rhein entlang zurücklege statt mit der Straßenbahn. Sommer wie Winter. Bei Sonne und bei Regen. Das sind schon mal täglich 2,5 Kilometer, die wegfallen. Dann gehe ich noch in jeder Mittagspause eine halbe Stunde durch einen nahe gelegenen Park, was nochmal ca. 3 Kilometer sein dürften. Das heißt: durch das Home Office bewege ich mich täglich über 5 Kilometer weniger, wenn ich dem nicht entgegen wirke.

Aber auch ohne diese Extra-Kilometer, sollte man die täglichen Wege auf der Arbeit nicht unterschätzen. Denn die vielen kurzen Strecken zum Drucker, Kaffeeautomaten und in die Kantine ergeben zusammen eine ordentliche Strecke. Diese entfällt jetzt nahezu ersatzlos, da wohl kaum jemand ähnliche Entfernungen zuhause zurücklegen muss.

Abhilfe schaffen hier Fitness-Apps auf dem Smartphone, die es in Mengen in den jeweiligen App Stores gibt. Ich habe mir angewöhnt, vor Arbeitsbeginn morgens 15 Minuten mit einer solchen App zu trainieren und nachmittags nach der Arbeit einen Spaziergang in meiner Nachbarschaft zu unternehmen. So bekomme ich weiterhin meine Tagesdosis Sport.

Auch auf gesundes Essen sollte man in diesen Tagen nicht verzichten. Statt zum Fertig-Junk Food zu greifen, ist selbst kochen angesagt! Dabei sollte man darauf achten nicht zu viel Verderbliches zu kaufen  und die Lebensmittel auch rechtzeitig zu verarbeiten. In unserer Überflussgesellschaft landen sowieso schon zu viele Lebensmittel in der Mülltonne.

Wie geht es nach Corona weiter

Viel wird jetzt schon diskutiert über die Welt nach dem Coronavirus. Über das Home Office in Corona Zeiten lässt sich jetzt schon sagen, dass viele der neuen Arbeitsmethoden schwer wieder zurückzunehmen sein werden. Und das nicht, weil sich die Mitarbeiter daran gewöhnt haben, sondern weil sie gezeigt haben, dass sie den bisherigen Arbeitsmethoden überlegen sind.

Zwar kann man auch in Besprechungen in einer Firma eine schicke Präsentation und Tabellen zeigen. Dass alle aber gleichzeitig auch darin editieren, sprich mitarbeiten können, ist bisher aber eher weniger verbreitet. Ob es in Zukunft weiter nötig sein wird, für Meetings in Außenstellen diese auch aufzusuchen, bezweifle ich ernsthaft. Videokonferenzen werden diese kurzfristig ersetzen. Genauso wird es sich mit Präsenzschulungen verhalten. Das Pendeln zur Arbeit wird wohl nicht von heute auf morgen komplett wegfallen. Aber zwei bis drei Home Office Tage in der Woche werden sich etablieren, wo dies bisher nicht üblich war. Die CO2 Bilanz wird es uns danken.

Zukünftig wird auch kein Arbeitgeber mehr mit der Aussage „Das geht nicht“ durchkommen. Dass es geht, sehen wir jetzt in unglaublich vielen Bereichen. Der Unwille, die Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten zu lassen, kann demnächst nicht mehr mit Verweis auf mangelnde technische Möglichkeiten überdeckt werden. Und Mitarbeiter, die mangelndes Vertrauen spüren, könnten sich schnell zu aufgeschlosseneren Arbeitgebern hingezogen fühlen.

Das Home Office in Corona Zeiten wird neuer Maßstab werden

So oder so: Die Arbeitswelt wird nach der Corona-Krise eine andere sein. Home Office wird sich meiner Meinung nach in größerem Stil durchsetzen, wo die Tätigkeit es hergibt. Die Entlastung der Umwelt durch den wegfallenden Pendelverkehr ist dabei ein wunderbarer Nebeneffekt.

Da dieser Post sich mit dem Home Office in Corona Zeiten beschäftigt, habe ich die wahren Helden dieser Zeit bisher nicht erwähnt. Die Ärzte, LKW Fahrer, Menschen in Pflegeberufen und an den Kassen in den Supermärkten können nicht ins Home Office „flüchten“. Sie halten vor Ort für uns die Stellung und sind diejenigen, ohne die wir alle ein Riesenproblem hätten.

Daher möchte ich all diesen Menschen abschließend meinen großen Dank ausrichten. Auch dies wird sich in der Zeit nach Corona hoffentlich ändern: wir werden endlich zu schätzen wissen, welche Berufe im Zweifelsfall wirklich systemrelevant sind. Danke an Euch!

1 Comment

  1. […] es auch im Winter schön warm in der Wohnung. Da gibt es ein großes Energiesparpotenzial. Neben Tipps zum richtigen Lüften und dem Runterregeln der Raumtemperatur kommt hier noch ein Tipp, den ihr vielleicht noch nicht […]

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