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Apfelwein selbst herstellen – So gelingt´s immer

Heute möchte ich Euch –passend zur Jahreszeit – gerne zeigen, wie man Apfelwein selbst herstellen kann. Das ist einfacher als man denkt, wenn man die richtige Technik, Ausrüstung und Anleitung hat. Macht Euch also bereit für einen guten Schluck!

Apfelwein selbst herstellen: Die Basics

Der Apfelwein, im französischen Sprachraum auch als Cidre und im englischen als Cider bekannt, ist ein Fruchtwein, der aus verschiedenen sauren Apfelsorten hergestellt werden kann. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 5-7 Volumenprozent. Der Geschmack ist leicht säuerlich. Das liegt daran, dass für seine Herstellung in der Regel Apfelsorten verwendet werden, für die man sonst keine „sinnvolle“ Verwendung findet. Wenn man schon keinen Kuchen daraus machen kann, dann kann man auch genauso gut Alkohol daraus herstellen 🙂 Das heißt aber auch im Umkehrschluss: wenn Ihr Euch für eine süße Apfelsorte entscheidet, kann der Geschmack des Apfelweins auch weniger säuerlich ausfallen.

Eigentlich bevorzuge ich zur Herstellung frisch gepressten Apfelsaft. Am besten von Äpfeln, die ich vorher von wilden Apfelbäumen eingesammelt habe. Solche Bäume könnt Ihr bequem per App oder auf der Webseite Mundraub.org finden. Die Seite habe ich Euch bereits in einem anderen Artikel vorgestellt. Ob Ihr den Apfelsaft dann selbst presst, bei einer Mosterei pressen lasst oder bei einer Mobilen Saftpresse abholt, ist Euch überlassen.

Jedenfalls habe ich es dieses Jahr leider nicht geschafft, selbst genug Apfelsaft zusammenzubekommen, so dass ich auf fertigen Bio-Apfelsaft zurückgreifen muss. In einigen Foren ist zu lesen, dass man aus haltbar gemachten Apfelsaft keinen Apfelwein mehr herstellen kann. Das trifft nur bedingt zu. Bei klarem „Industrieapfelsaft“ ist das tatsächlich so. Ich kann Euch aber aus eigener Erfahrung berichten, dass es mit naturtrübem Bio-Apfelsaft einwandfrei funktioniert.

Die Hardware

Was also braucht man, damit man leckeren Apfelwein selbst herstellen kann? Zunächst einmal müsst Ihr ein bisschen Geld in die Hand nehmen, um Euch die benötigten Materialien zu beschaffen. Diese Investition fällt natürlich nur beim ersten Mal an. Falls Ihr einen Weinhändler in der Nähe habt, könnt Ihr dort fragen, ob er die benötigten Gefäße hat. Ansonsten bekommt Ihr auch alles problemlos im Internet. Ans Ende des Artikels packe ich Euch alle Links zu den benötigten Gegenständen. Im Einzelnen braucht Ihr für fünf Liter Apfelwein:

  • Einen Gärbehälter (5 Liter)
  • Fünf Ein-Liter Glasflaschen
  • Ein Gärröhrchen
  • Einen Trichter
apfelwein selbst herstellen

DIe Hardware… © better-life-blog.de 2016

Die Software

Nachdem Ihr alle benötigten Gefäße zusammenhabt, braucht Ihr natürlich auch etwas, was Ihr dort reinfüllt. Wie gesagt bin ich diesmal den faulen Weg gegangen und habe mir fertigen Apfelsaft besorgt. Ich beschreibe aber in diesem Artikel den von mir eigentlich bevorzugten Weg. Das heißt, wie Ihr von „rohen Äpfeln“ hin zu leckerem Apfelwein kommt.

Dafür benötigt Ihr:

  • 7-8 Kilo Äpfel (oder 5 Liter fertigen Saft, wenn Ihr faul seid 🙂 )
  • 300g braunen Zucker
  • Ein Päckchen Hefe
apfelwein aus apfelsaft

Die Software… © better-life-blog.de 2016

Allein schon bei den Zutaten scheiden sich die Geister. Anspruchsvolle Gemüter schwören auf bestimmte Sorten Äpfel. Und es darf natürlich nur Hefe XY sein. Ich bin in diesem Fall etwas simpler gestrickt: An die Äpfel habe ich gar keine Ansprüche. Im Gegenteil: es ging früher ja eben gerade darum, aus den Äpfeln, die nicht so schön sind und gut schmecken, noch etwas Sinnvolles zu machen. Auch bei der Hefe nehme ich einfach ein Päckchen normale Backhefe. Ein Sakrileg in eingeweihten Kreisen. Aber mir hat es bisher immer geschmeckt 🙂

Apfelwein selbst herstellen ist nicht schwer!

Für dieses kleine Experiment muss man kein Quantenphysiker zu sein! Im Prinzip genügt es, die Zutaten in der richtigen Reihenfolge zusammen zu kippen und Mutter Natur, bzw. die Hefe dann einfach zwei Wochen lang machen zu lassen. Folgendermaßen müsst Ihr vorgehen:

  • Die Äpfel waschen und vierteln. Dann alles in den Mixer und anschließend durch ein Sieb gießen. Anschließend den frischen Saft ca. 45 Minuten pasteurisieren. Das heißt den Saft bei 75-81 Grad sieden. Das tötet die meisten Bakterien ab. Der Saft darf aber nicht kochen! Das war auch schon der schwierigste Teil.
  • Zucker und Hefe in den Gärbehälter füllen.
apfelwein selber machen

Hefe und Zucker einfüllen…© better-life-blog.de 2016

  • Einen Liter vom Apfelsaft dazu geben und einmal alles gut schütteln.
  • Den restlichen Saft dazugeben. Der Gärbehälter muss bis fast ganz oben gefüllt werden! Das ist wichtig, sonst gibt es statt Apfelwein Apfelessig. Das ist mir zumindest beim ersten Mal passiert.
  • Jetzt das Gärröhrchen auf den Gärbehälter setzten.
  • Das Gärröhrchen mit klarem, hochprozentigem Schnaps füllen. Ich nehme immer billigen Wodka. Der Schnaps dient zum bakterienfreien Versiegeln des Gärgefäßes und gelangt nicht in den Apfelwein.
apfelwein machen

Mit Wodka alles dicht machen… © better-life-blog.de 2016

  • Zwei Wochen warten. Der Gärbehälter muss am besten in einem kühlen (nicht kalten!), dunklen Raum stehen.
  • Nach den zwei Wochen mittels Trichter den Apfelwein in die Flaschen umfüllen. Dabei den Apfelwein durch ein Tuch in den Trichter gießen, um Schwebstoffe herauszufiltern. Ihr könnt natürlich auch Mehrwegflaschen benutzen. Mir schmeckt es aber aus Glasflaschen einfach besser.
  • Nochmal eine Woche in einem kühlen, dunkeln Raum „nachreifen“ lassen.
  • Freunde einladen. Prost!

Was passiert in den zwei Wochen der Gärung?

Alle, denen es nur um den Alkohol geht, können an dieser Stelle schon mal aufhören zu lesen. Für alle, die sich ein bisschen für den Gärprozess interessieren folgen jetzt noch einige Hintergrundfakten.

Die alkoholische Gärung ist ein natürlicher Prozess, bei der Hefebakterien Zucker in Kohlensäure und (den von uns gewünschten) Alkohol zerlegen. Wenn Ihr den Apfelsaft in den Gärbehälter gefüllt habt, beginnen die Hefebakterien damit, den Fruchtzucker zu verarbeiten.

Die dabei entstehende Kohlensäure seht Ihr in Form von vielen winzigen Bläschen im Gärbehälter aufsteigen. Deshalb ist auch das Gärröhrchen so wichtig: würdet Ihr den Gärbehälter fest verschließen, würde er früher oder später explodieren. Durch das Röhrchen kann die Kohlensäure aber entweichen, ohne dass Bakterien den umgekehrten Weg in den Gärbehälter hinein wandern können.

Der mit dem Blubb…

Schon nach wenigen Stunden könnt Ihr feststellen, dass sich auf dem Apfelsaft Schaum bildet. Dieser ist ein Abfallprodukt der Gärung und verschwindet mit der Zeit. Wenig später blubbern die ersten Blasen im Gärröhrchen. Nach zwei bis drei Tagen ist der Höhepunkt erreicht. Dann steigt ca. einmal in der Sekunde eine Kohlensäureblase durch das Röhrchen auf. Danach flacht die Kurve langsam ab. Nach zwei Wochen hat sich die Hefe nahezu komplett am Boden abgesetzt. Der Zucker ist weitgehend zu Alkohol geworden. Daher schmeckt der Apfelwein auch saurer als der Apfelsaft aus dem er besteht.

Apfelwein selbst gemacht

Die ersten Blasen entstehen… © better-life-blog.de 2016

Apropos sauer: die alkoholische Gärung ist eine Art Trick der Hefebakterien zur Energiegewinnung. Diesen benutzen sie aber nur, wenn kein Sauerstoff zur Verfügung steht. Haben sie Sauerstoff, kommt es zur Essiggärung. Deshalb ist es wie oben beschrieben wichtig, dass der Gärbehälter ziemlich bis zum Rand mit Saft gefüllt wird. Sonst könnt Ihr Euch über fünf Liter Essig freuen 😉

Das war also unser kleines Alkoholexperiment. Ihr seht, mit ein paar leichten Arbeitsschritten und einer Spur „MacGyver“ in Euch, kann man sehr leicht Apfelwein selbst herstellen.

PS: Falls Ihr Euch über die trübe Farbe im Gärbehälter wundert: nach den zwei Wochen der Gärung hat sich der Großteile der Schwebstoffe abgesetzt. Danach ist der Apfelwein so schön klar, wie Ihr ihn kennt.

Bis dahin, genießt das Leben!

16 Comments

  1. Markus sagt:

    Hi,

    danke für die Anleitung, ich habe jetzt schon so einiges gelesen und werde auch Apfelwein machen 🙂
    Vielleicht als Zusatz:
    wenn man den Apfelwein spritzig mag, kann man vor dem Abfüllen noch Zucker hinzufügen (etwa 7 g/l). Dieser vergärt dann in den Flaschen und bildet unter Druck die gewünschte Kohlensäure, so werde ich das machen.
    Ein paar Anmerkungen zu deinem Artikel würde ich auch gerne los werden:
    Das Gärgefäß sollte nicht ganz bis oben hin gefüllt werden, da es sonst überschäumen kann, was nicht ganz gewünscht ist. Auch hat ein kleines Bisschen Luft im Gärgefäß noch lange nicht zur Folge, dass Essig entsteht, dafür muss schon permanent Luft zugeführt werden (etwa ein undicht montiertes Gärröhrchen). Essissäuregärung ist nichts, was Hefe macht. Wenn die Hefe Sauerstoff bekommt, baut sie Zucker im Prinzip vollständig zu CO2 und Wasser ab, ohne Luft eben zu CO2 und Alkohol. Für Essigsäuregärung braucht es Essigsäurebakterien (Acetobacteraceae), die müssen bei dir damals irgendwie in das Gefäß gekommen sein.
    Übrigens: es sind Hefepilze, keine Bakterien 😉

    LG Markus

    • andreas sagt:

      Hallo Markus,

      vielen Dank für Deine Ergänzungen/Richtigstellungen 🙂
      Und viel Erfolg bei der Herstellung Deines Apfelweins! Trink ein Glas für mich mit! 🙂

      Viele Grüße,
      Andreas

  2. Peter sagt:

    Hallo,

    eine sehr coole Anleitung. Da ich auch einen Garten voll Äpfel habe, werde ich mich im nächsten Sommer auch einmal mit der Apfelweinherstellung beschäftigen.
    Ich hoffe er schmeckt dann auch 😀

  3. Sebastian sagt:

    Hallo, danke für die tolle, detaillierte Beschreibung für die Apfelweinherstellung! Ich habe Lust bekommen es auszuprobieren. Hab da noch 2 Fragen, kann man auch weissen Zucker nehmen, oder eignet sich nur brauner Zucker? Und, wieviel Hefe in Gramm muss man für wie viel Saft einsetzen?
    Ich freue mich auf Antwort, vielen Dank und freundliche Grüsse von Sebastian!

    • andreas sagt:

      Hallo Sebastian,
      vielen Dank für das Feedback. Freut mich, wenn Du es auch mal ausprobieren möchtest. Also ich nehme immer braunen Zucker, weil der nicht so hochverarbeitet ist. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob es mit weißem Zucker auch funktioniert. Wahrscheinlich aber schon. Ich denke, den Hefepilzen ist das egal 😉 Apropos Hefe: ich nehme immer sicherheitshalber ein Päckchen Hefe auf 5 Liter Saft. Wenn Du frischen Saft selbst presst und keinen gekauften nimmst, kannst Du theoretisch sogar komplett auf die Zugabe von Hefe verzichten, weil dieser von Natur aus Hefesporen enthält. Aber sicher ist sicher.
      Viel Erfolg und viel Spaß beim Ausprobieren,
      Andreas

  4. Daan sagt:

    Danke für die Anleitung. Ich habe selbst eine Brauerei und würde gerne noch eine Kleinigkeit anfügen. Du kannst das Gärröhrchen auch mit normalem Wasser füllen und musst dafür keinen Schnaps nehmen. Das Wasser verdampft viel weniger schnell und kommt sowieso nicht mit dem Saft in Berührung.

    Gruss Daan

    • andreas sagt:

      Hallo Daan,
      okay, danke für den Tip vom Profi. Werde ich beim nächsten Mal (im Herbst) ausprobieren. Ich hatte auf die sterilisierende Wirkung des Hochprozentigen gesetzt, aber wenn das nicht nötig ist werde ich den Schnaps gerne anderweitig verwenden 😉
      Viele Grüße
      Andreas

  5. Tim sagt:

    Hallo,
    ich mache das jedes Jahr so aber auch mit einem Luftballon statt Gärröhrchen jedesmal ein erfolg! (Man macht ein kleines loch in den Luftballon).

    VG

  6. melli sagt:

    > Nach zwei bis drei Tagen ist der Höhepunkt erreicht. Dann steigt ca. einmal in der Sekunde eine Kohlensäureblase durch das Röhrchen auf. Danach flacht die Kurve langsam ab

    Könnte man, wenn man süßen Schaumwein mit kaum Alkohol bevorzugt (so wie ganz junger Federweißer), an dieser Stelle (zB 2 Tagen) abbrechen und wegschlabbern (ich würde es umgerechnet mit 1l Saft in einer dieser 1.5l PET-Flaschen mit nur aufgelegtem Deckel bei Keller- oder Zimmertemperatur versuchen)?

    Auch schon mal mit anderen Säften (Traube, Kirsche etc) ausprobiert?

  7. Mar sagt:

    Hallo, vielen Dank für dieses einfache und tolle Rezept. Haben es gleich 1:1 mit trüben Apfelsaft ausprobiert. Jetzt sind 6 Wochen vorbei. Die Hefe wurde schon vor 2 Wochen abgetrennt. Nun meine Frage: Wird der Wein noch klarer oder bleibt er auch trüb durch den anfangs verwendeten naturtrüben Apfelsaft?

    • andreas sagt:

      Hallo, vielen Dank 🙂 Sollten es noch Hefereste sein, so setzt die sich ab. Wenn er trüb ist durch Fruchpartikel, so würde nur eine Feinfilterung helfen. Aber das würde ich nur tun, wenn der Geschmack beeinträchtigt wird. Ansosten einfach genießen, wie er ist 🙂
      Viele Grüße

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