Nachhaltiger Kaffee, das wäre was. Denn ohne Kaffee am Morgen geht erstmal nix bei mir. Nach der zweiten Tasse bin ich dann auch für meine Mitmenschen genieß- und ansprechbar. Doch wenn man sich die Umweltbilanz von Kaffee ansieht, kann man schon ein schlechtes Gewissen bekommen.
Ein Liter Wasser = ein Liter Kaffee? Leider weit gefehlt. Berücksichtigt man das „virtuelle Wasser“, kommt man auf 140 Liter Wasser – pro Tasse wohlgemerkt! Als virtuelles Wasser bezeichnet man das für den Konsumenten nicht sichtbare Wasser, das entlang der gesamten Liefer- und Produktionskette benötigt wird, bis das Produkt zuhause beim Konsumenten ist. Beim Kaffee berechnet sich das virtuelle Wasser als aus dem Wasser, das für den Anbau, die Ernte, den Transport, etc. benötigt wird. Der durchschnittliche Europäer verbraucht übrigens pro Tag ca. 125 Liter Wasser. Eine Tasse Kaffee übersteigt also bereits den gesamten restlichen Tagesbedarf an „echtem“ Wasser, also für Dusche, Toilette, etc.
Wenn Ihr eine ökologisch fundierte Entscheidungen treffen möchtet, Euch aber dennoch Eurer täglichen Tasse Kaffee verschrieben habt – keine Angst, es gibt viele Dinge, die Ihr tun könnt, um Eure Kaffeegewohnheit für die Umwelt verträglicher zu gestalten. Hier kommen einige Vorschläge. Wem noch etwas einfällt, der ist herzlich eingeladen es unter dem Beitrag ins Kommentarfeld zu schreiben.
Wusstet Ihr, dass es Kaffeeröst-Software gibt? Grundsätzlich handelt es sich um eine Software, mit der Kaffeeröster Röstprofile aufzeichnen, analysieren und steuern können. Damit kann man Parameter festlegen, die besseren Kaffee produzieren und die dafür erforderlichen Ressourcen effizienter nutzen. Die Kaffeeindustrie ist vielfältiger als früher und Ihr habt jetzt viele Möglichkeiten zur Auswahl. Achtet auf Dinge wie Fairtrade-Logos und andere ethische Zertifizierungen, die Euch etwas über die Art des Kaffees und die Methoden, mit denen er hergestellt wurde, sagen.
Dies mag wie ein offensichtlicher Tipp erscheinen, aber Ihr werdet überrascht sein, wie viele Einwegkaffeebecher dennoch jedes Jahr in den Müll gelangen. Allein in Deutschland landen pro Jahr unfassbare 2,8 Milliarden (!) Becher auf den Mülldeponien. Das sind 34 Becher pro Kopf. Tragt nicht zum diesem Problem bei! Gewöhnt Euch an, eine eigene wiederverwendbare Tasse überall mitzunehmen. Außerdem ist Kaffee ein Genussmittel und sollte auch als solches konsumiert werden. Wir leben momentan sowieso in einer Zeit, in der viele Menschen die erzwungene Entschleunigung zu schätzen wissen. Setzen wir uns also wieder mit unserem Kaffee hin und genießen ihn bewusst statt ihn unterwegs wegzuschlürfen.
Falls Ihr es noch nicht wusstet: Kaffeesatz ist ein großartiger Dünger! Ihn einfach wegzuwerfen ist pure Verschwendung. Wer einen Garten hat, kann ihn wunderbar zur Vorbereitung des Bodens entweder direkt auf den Beeten verteilen. Das hilft übrigens auch gegen Schnecken. Oder man wirft den Kaffeesatz in den Komposter und lässt die Würmer und Mikroorganismen ihre Arbeit verrichten. Denn Kaffeesatz enthält alle Arten von Mineralien, die Pflanzen zum Gedeihen benötigen, einschließlich Stickstoff, Kalium und Phosphor. Daher bedeutet die Kompostierung von Kaffeesatz, dass Ihr jedes Mal, wenn Ihr eine Tasse genießt, der Umwelt wieder etwas zurückgebt. Stichwort: Kreislauf-Wirtschaft.
Kaffeekapseln haben in den letzten Jahren viele Kontroversen ausgelöst – und das aus gutem Grund. Trotz der Tatsache, dass diese handlichen kleinen Kapseln in kürzester Zeit einen leckeren Espresso liefern können, verursachen sie auch eine Menge Abfall. Das ist nun wirklich Unsinn und hat nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.
Etwas besser sieht es mit Kaffeepads aus. Diese lassen sich immerhin in einen Komposter werfen. Das Filtermaterial wird mit zersetzt und zu Dünger verarbeitet. Noch besser sind die klassischen Filtertüten „normaler“ Kaffeemaschinen, da hier weniger Material pro Tasse benötigt wird. Die aus meiner Sicht beste Lösung sind wiederverwertbare Kaffeefilter. Den Kaffeesatz kann man wie oben beschrieben direkt als Dünger an die Pflanzen geben und den Filter nach Gebrauch auswaschen und wieder verwenden.
Wer seinen Kaffeegenuss zukünftig einschränken will, muss nicht zwingend komplett auf einen Wachmacher verzichten. Tee stellt eine ökologisch sehr viel bessere Alternative dar. Für eine Tasse Tee werden im Schnitt lediglich 27 Liter virtuelles Wasser benötigt. Also nur knapp 20% dessen, was für die vergleichbare Menge Kaffee nötig ist. Und wenn man auf schwarzen oder grünen Tee setzt, bekommt man auch noch den Wachmach-Effekt. Dieser hält sogar erwiesenermaßen länger an als bei Kaffee. Das liegt daran, dass Teein länger im Körper wirksam bleibt als Koffein.
Wie eigentlich immer, gilt auch bei nachhaltigem Kaffee: Verzicht ist besser. Aber wenn es sein muss – und ich gestehe: ganz ohne möchte ich auch nicht leben – gilt es die umweltschonendste Möglichkeit zu nutzen. Filterkaffee aus einem wiederverwendbaren Filter schmeckt genauso wie aus der schicken Plastikkapsel. Und nebenbei kann man seinem Garten auch noch etwas Gutes tun.
Kleine Randnotiz: Bier benötigt mit 74 Liter virtuellem Wasser pro 250ml etwa die Hälfte dessen, was für Kaffee anfällt. Als Alternative für den morgendlichen Kaffee sollte man es dennoch nicht unbedingt in Erwägung ziehen 🙂
Ich hoffe, ein paar der Tipps sind für Euch neu und helfen Euch dabei, zukünftig nachhaltigeren Kaffee zu genießen. Die Umwelt wird es Euch danken.
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[…] flüssigen Dünger, mit dem ich meine Nährstofflösung herstellen kann. Aus meinen Recherchen zum nachhaltigen Kaffeegenuss hatte ich noch im Kopf, dass man einen sehr guten Kompost mit einer Wurmkiste erzeugen kann. […]