Der erste Bericht des Club of Rome, „Die Grenzen des Wachstums“ hat im Jahr 1972 zwar nicht die Welt verändert. Er änderte aber sehr wohl den Blick auf den Kapitalismus. 40 Jahre nach Erscheinen des ersten Berichts wagen die Autoren des Originalberichts einen Ausblick auf die nächsten 40 Jahre bis 2052. Wie Ihr merkt, stammt der Bericht über den ich heute schreibe also bereits aus dem Jahr 2012. Angesichts der Aktualität seines Inhalts und des Eintretens der ersten Prognosen bezüglich des Klimawandels möchte ich ihn dennoch hier vorstellen. Zunächst jedoch ein paar Worte zum Club of Rome.
Beim Club of Rome handelt es sich nicht um einen mysteriösen Geheimbund, der die Geschicke der Welt lenkt – leider, möchte man fast sagen. Vielmehr trafen sich im Jahr 1968 im Nachgang zu einer Konferenz zu Zukunftsfragen in Rom eine Handvoll Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft und gründeten den besagten Club, den sie nach der Stadt ihres Treffens benannten. Das Ziel des Club of Rome ist nichts weniger als die Zukunft der Menschheit zunächst anhand aktueller, langfristiger Entwicklungen zu prognostizieren und dann im nächsten Schritt Maßnahmen auszuarbeiten, um das Schlimmste zu verhindern. Das aktuelle Arbeitsprogramm des Club of Rome konzentriert sich auf die Themenbereiche
1) Umformulierung der Ziele und Veränderung der Funktionsweise unserer Wirtschaftssysteme
2) Entkopplung von Wohlstandsentwicklung und Ressourcenverbrauch
3) Sicherung von Lebensgrundlagen, Arbeitsplätzen und Einkommen
Eine Schlüsselrolle wird der Bildung der jungen Menschen zugeschrieben. Denn um die Probleme, die der Menschheit bevorstehen angehen zu können, muss man sie zunächst begreifen und an-erkennen. Hat da jemand Trump gesagt?
Zu den aktuellen Mitgliedern des Club of Rome gehören zahlreiche Wissenschaftler, Industrielle, Politiker aber auch Schriftsteller und Idealisten. Eine Übersicht über alle ehemaligen und aktuellen Mitglieder findet Ihr hier.
Die wohl wichtigste Voraussage: Auch das Wachstum der Menschheit ist begrenzt! In keinem endlichen System kann es unendliches Wachstum geben. Das gilt auch die Bevölkerungsentwicklung in dem endlichen System „Erde“. Im Bericht wird von einem Wachstum bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts ausgegangen und dann von Stagnation und schließlich Rückgang. Dies liege vor allem an der zunehmenden Urbanisierung: Menschen vom Land zögen weiter vermehrt in die Städte, die sich zunehmend zu Megastädten und Metropolregionen entwickeln. Anders als auf dem Land bedeutet ein Kind in der Stadt aber keine „zusätzliche Arbeitskraft auf dem Feld“, sondern einen zusätzlichen Mund zu füttern. Dazu kommt eine steigende Bildung der Menschen, die es ermöglicht, dass Paare selbst bestimmen, wann und wie viele Kinder sie bekommen.
Die Grundlage des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ aus dem Jahr 1972, eine stetig steigende Bevölkerungszahl, die alle Ressourcen des Planeten aufbraucht, wird also mittlerweile als nicht mehr gegeben angesehen. Ist damit jetzt alles gut? Leider nein! Selbst wenn ab den 30er Jahren dieses Jahrhunderts die Gesamtbevölkerung zurückgeht, kommt der in Folge sinkende CO² Ausstoß ca. 15 Jahre zu spät, um das Zwei-Grad-Ziel bei der globalen Erderwärmung noch einhalten zu können. Wie sich das auf das globale Klima auswirkt, habe ich in einem früheren Artikel bereits vorgestellt.
Es werde mehr Dürren, Fluten und verheerende Wirbelstürme geben. Und im Jahr 2052 werde die Welt mit Schrecken auf weitere Änderungen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts blicken. Der sich selbst verstärkende Klimawandel werde die Sorge Nummer 1 sein. Das Treibhausgas Methan werde aus der auftauenden Tundra entweichen und die Erde weiter aufheizen, worauf noch mehr Permafrostboden in der Tundra auftaue. Ein Teufelskreis.
Sehr interessant finde ich persönlich, dass innerhalb des Berichts verschiedene Autoren aus Wissenschaft, Industrie und Politik zu Wort kommen. Diese geben in einem zwei- bis vierseitigen Essay Ihre Prognose zu einem bestimmten Thema wieder. Dabei zeigt sich, dass der Hauptautor Jorgen Randers, nicht immer einer Meinung mit seinen Co-Autoren ist. Aber er lässt alle Prognosen als gleichwertig zu seiner globalen Prognose zu.
So ist z.B. der argentinische Investmentmanager Carlos Joly der Meinung, bis 2052 werde es weniger Armut in den Entwicklungsländern, jedoch mehr Armut und Ungleichheit in den Industriestaaten und überall mehr Umweltzerstörung geben. Zugespitzt gesagt sei der Grund für den Niedergang im Westen der „Triumph des Finanzkapitalismus“. In der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes fehlten Vermögenswerte der Umwelt wie Wasserressourcen, Bodenfruchtbarkeit, Lebensqualität und stabiles Klima. Kurz: Die Gewinnberechnung müsse sich ändern.
Der Biochemiker Chandran Nair aus Malaysia kritisiert den „fast religiösen Glauben“ des Westens an freie Märkte und warnt davor, Asien als Motor für das eigene Wachstum zu sehen und zu wirtschaften wie bisher. Stattdessen müsse der Konsum auf ein Maß gebracht werden, das die Erde nicht ausbeute.
Der jungen Generation werde der Geduldsfaden reißen, weil sie nicht länger die Umweltlasten der alten tragen wolle, schreibt das österreichische Club of Rome-Mitglied Karl Wagner in dem Bericht. Er sagt eine Revolution in den 2020er Jahren voraus – vergleichbar mit der von 1848 gegen das feudale Herrschaftssystem. So werde die Kultur des Konsums umschwenken auf nachhaltigeres Wirtschaften – eine Erwartung, die der Berichtsautor Randers nicht teilt.
Anzumerken ist bei aller wissenschaftlicher Recherche, die dem Bericht zugrunde liegt, folgendes: Es handelt sich um Prognosen! Das heißt es kann im Detail durchaus auch anders kommen. Das ist ja ein gerne aufgegriffenes Argument von Klimawechsel-Leugnern. Aber: es wird definitiv zu gravierenden Veränderungen des globalen Klimas kommen, so viel ist gewiss. Während die Details des Wandels schwer vorherzusagen sind, ist die Tatsache, dass es einen globalen Klimawandel geben wird und dass dieser gravierende Verschlechterungen mit sich bringt, ein Fakt. Das bestreitet kein seriöser Wissenschaftler mehr!
Im Jahr 2016 ist ein neuer Bericht an den Club of Rome mit dem Titel „Ein Prozent ist genug“ erschienen. Darin wir nicht nur um die Begrenzung des Wachstums in den Industrieländern, sondern um eine Abkehr vom derzeitigen marktradikalen Denken insgesamt beleuchtet. Die Botschaft ist, dass es ohne einen Wandel unserer Volkswirtschaften und in letzter Konsequenz: unseres eigenen Konsumverhaltens kein stabiles Szenario für die Zukunft der Menschheit gibt. Gebt mir gerne Feedback, wenn ich diesen Bericht hier auch mal im Detail vorstellen soll, ansonsten findet Ihr ihn hier*:
Wer den Bericht „2052: Eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre“ kaufen möchte, findet ihn hier*:
2 Comments
„Die Grenzen des Wachstums“
Ein kleines Gedicht als Wachstumskritik:
WACHSTUMSWAHN
Man produziert und produziert,
Plündert Ressourcen ungeniert.
Gewinnmaximierung ist Pflicht,
Die intakte Natur zählt nicht.
Börsenkurse steh’n im Fokus,
Umweltschutz in den Lokus.
Plastikflut und Wegwerftrend,
Man konsumiert permanent.
Nur unser ständiges Kaufen
Hält das System am Laufen.
Unser westlicher Lebensstil
Taugt nicht als Menschheitsziel.
Die Jagd nach ewigem Wachstum
Bringt letztlich den Planeten um.
Das oberste Gebot der Zeit
Muss heißen Nachhaltigkeit.
Statt nur nach Profit zu streben,
Im Einklang mit der Natur leben.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen
Hallo Rainer,
vielen Dank für dieses tolle Gedicht. Du bringst alles, was auch ich denke, sehr gut auf den Punkt. Schneller, höher, weiter. Das ist alles, was zählt. Leider führt dieser Weg mit Vollgas gegen die Wand. Aber es gibt zum Glück immer mehr Menschen, die denken, wie Du und ich. Wir dürfen nur nicht verzweifeln, dass alles nicht so schnell geht, wie es müsste. Noch ist alles drin! Viele Menschen denken um.
Danke nochmal für die treffenden Worte.
Viele Grüße nach Thüringen
Andreas