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Schadstoffausstoß von Schiffen – Die Dreckschleudern der Weltmeere

Vor kurzem wurde ein Gesetz verabschiedet, dass den Schadstoffausstoß von Schiffen reguliert. Ab 2020 steht das umweltverpestende Schweröl als Schiffstreibstoff vor seinem Ende. Denn ab dann müssen Schiffe weltweit strengere Umweltrichtlinien einhalten. Ein längst überfälliger Schritt. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass die 15 (!) größten Schiffe der Welt ebenso viele Schadstoffe ausstoßen wie alle 760 Millionen Autos weltweit!

Diesel-Gate ist ein Witz gegen „Aida-Gate“

Davon können insbesondere die Anwohner an den Häfen und Küsten ein rauchiges Liedchen singen. In der Nordsee wird ein Großteil der Schiffsabgase innerhalb von 90 Kilometern Entfernung zur Küste ausgestoßen. Die sprichwörtlich „gute Seeluft“ ist also nicht ganz so gut wie gedacht. Am letzten Wochenende habe ich mit meiner Frau einen Kurzurlaub in Hamburg verbracht (Artikel folgt). Ich kann nur bestätigen, dass die Luft am Hafen nicht sonderlich toll ist. Wir konnten die giftige Abgaswolke bei einigen Schiffen selbst beobachten. Vielleicht kommt die rauchige Stimme so manches alten Seebären also doch nicht nur von Zigaretten und Spirituosen 🙂

Aber Spaß bei Seite: Umwelttechnisch müssten Aida und Co mit gehisster Totenkopfflagge fahren. Die tief in die Lunge eindringenden Rußpartikel können unter anderem Krebs erregen und Herzinfarkte verursachen. Das bestätigt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese stuft Dieselabgase als ebenso gefährlich ein wie Asbest oder Arsen! Das scheinen die arglosen Kreuzfahrttouristen entweder nicht zu wissen oder – schlimmer noch – zu ignorieren. Ich wüsste jedenfalls niemanden, der sich morgens seinen Tee mit einem Schuss Arsen versüßen möchte.

Todesfälle durch Schiffsemissionen

Eine Studie von James Corbett, einem Professor für Meereskunde an der amerikanischen Universität von Delaware nennt konkrete Zahlen. Er und sein Team von Wissenschaftlern führen bis zu 60.000 vorzeitige Todesfälle im Jahr auf Schiffsemissionen zurück. Wobei die Tendenz nach oben zeigt.

Denn was viele nicht wissen: das Schweröl mit dem die Schiffe fahren stößt neben CO² auch Schwefel, Sickoxide und schwermetallhaltige Asche bei der Verbrennung aus. Die schöne heile Kreuzfahrt-Welt, die uns die Werbung vorgaukelt, sieht also eher verrußt und krankheitserregend aus. Ich möchte zwar niemandem den Spaß verderben aber die Kernaussage des Naturschutzbundes zu diesem Thema lautet: Kaum ein Kreuzfahrtschiff, das in den kommenden Jahren in Europa unterwegs sein wird, ist aus Gesundheits- und Umweltsicht empfehlenswert.

Schadstoffausstoß von Schiffen wird zukünftig begrenzt

Das fatale an der ganzen Sache sind zwei Dinge. Erstens stehen mit Schiffsdiesel und Flüssiggas bereits zwei weniger umweltschädliche Treibstoffe zur Verfügung. Diese werden allerdings aus Kostengründen bisher nicht von den richtig großen Pötten genutzt. Und zweitens verfügt kaum ein großes Schiff über eine Abgasreinigung. Das heißt für Autos so alltägliche – und gesetzlich vorgeschriebene – Bauteile wie Rußpartikelfilter werden in Schiffen nicht verbaut. Ebenfalls wieder aus Kostengründen. Der Schadstoffausstoß von Schiffen wird also aus einem einzigen Grund nicht reduziert: Gewinnmaximierung!

Doch damit soll jetzt gemäß Beschluss des Umweltausschusses der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO, der  in London sitzt, Schluss sein. Containerschiffe müssen ab 2020 weltweit strengere Schadstoffwerte einhalten. Das bedeutet Schluss mit Schweröl, weil sich diese Werte damit nicht erreichen lassen. Es dürfen nur noch Treibstoffe verwendet werden, die maximal 0,5 % Schwefel enthalten. Diese Entscheidung wurde auch von großen europäischen Hafenstädten wie Le Havre, Rotterdam, Antwerpen, Hamburg und Bremen nachdrücklich begrüßt. Bedeutet sie doch eine nachhaltige Entlastung der dort lebenden Bevölkerung und eine Verbesserung des Lebenskomforts.

NABU nur bedingt zufrieden

Zwar begrüßt auch der Naturschutzbund  NABU diesen Schritt zur Reduzierung des Schadstoffausstoß von Schiffen. Der Bundesgeschäftsführer Leif Miller nennt den Ausstieg aus dem Schweröl richtig und überfällig. Aber zugleich ist der NABU auch skeptisch, ob einige Reeder nicht auf die Idee kommen, mittels Tricks auch weiterhin billiges Schweröl zu verfeuern. Sie könnten das dreckige Schweröl mit den höherwertigen und weniger umweltschädlichen Kraftstoffen mischen und diese Mischung dann verfeuern. Dies wäre auch mit dem neuen Grenzwert möglich. Denn dieser liegt immer noch ca. 500 Mal höher als der Grenzwert für dieselbetriebene Autos.

Das ist dann auch der traurige Witz an der ganzen Sache. Während bei den Dieselautos, die zugegebenermaßen auch Dreckschleudern sind, ein riesiger Aufschrei um die Welt fegt und Milliardenstrafen vergeben werden, scheinen die wirklich großen Umweltsünder irgendwie keinen zu interessieren. Und das, obwohl der Hebel hier doch viel größer wäre. Versteht mich nicht falsch: auch ich finde, dass die Strafen für VW verdient sind und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass es endlich möglich wird, zu erschwinglichen Kosten verreisen zu können, ohne fossile Brennstoffe verfeuern zu müssen. Aber das alles hilft nur, wenn die großen Umweltsünder auch – wortwörtlich – aus dem Verkehr gezogen werden.

Fazit zum Schadstoffausstoß von Schiffen

Die Einschränkung der Schadstoff-Grenzwerte für den internationalen Seeverkehr ist so nötig wie überfällig. Leider ist die Lobby immens, da der Großteil des weltweiten Handels über die Meere abgewickelt wird. Ob es bei diesem ersten Schritt bleibt oder ob tatsächlich ein langfristiges Umdenken stattfindet, wird die Zukunft zeigen.

Der Aufforderung des NABU an die Kreuzfahrtschiffbetreiber habe ich nichts mehr hinzuzufügen: „Eine intakte Umwelt ist das Kapital jeder Kreuzfahrtreise, deshalb muss die Luftverpestung der Ozeanriesen endlich ein Ende haben“.

Bis dahin,

genießt das Leben!

 

1 Comment

  1. […] ist, weiß wie hoch er durch die Fracht- und Personenschifffahrt frequentiert ist. In einem früheren Artikel habe ich Euch bereits den unglaublich hohen Schadstoffausstoß der Seeschifffahrt geschildert. Bei […]

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