Smart Mobility bezieht sich auf die intelligente Nutzung von Transportmitteln neben oder sogar anstelle eines benzin-/dieselbetriebenen Fahrzeugs. Dabei gibt es viele verschiedene Ausprägungen, einschließlich Mitfahrgelegenheiten, Carsharing, öffentlichen Verkehrsmitteln, Wandern, Radfahren und mehr. Der Bedarf an intelligenter Mobilität ergab sich aus zunehmenden Verkehrsstaus und den damit verbundenen Nebenwirkungen, einschließlich Umweltverschmutzung, Todesfällen und Zeitverschwendung. Heute schauen wir uns also an, was sich hinter der Smart Mobility verbirgt und welche Vor- und Nachteile sie bringt.
Das aktuelle Verkehrskonzept lässt sich in zwei Teile gliedern: Autos in Privatbesitz und öffentliche Verkehrssysteme. Das Auto hat Städte und unsere Lebensweise verändert. Mit zunehmender Verstädterung und Bevölkerungszahl ist der Straßenverkehr in Städten auf der ganzen Welt zu einem großen Problem geworden. Die gesamte innerstädtische Infrastruktur ist auf die Nutzung von Autos ausgelegt.
Planer haben nach verschiedenen Lösungen gesucht, um Verkehrsstaus zu lösen. Mehr Autobahnen zu bauen war eine Idee. Die Kapazitätserweiterung führt jedoch nur zu noch mehr Verkehr. Man baut mehr Straßen für den Autoverkehr und wundert sich, dass Autofahrer sie füllen. Mobile Apps sind eine weitere Idee, mit der Menschen alternative Routen finden können. Doch hier wird der Verkehr oftmals in Seitenstraßen gelenkt, die für diese Auslastung gar nicht ausgelegt sind.
Weiterhin versucht man wo es geht Fahrradwege anzuflanschen. Das ist aber immer eher behelfsmäßig und für die Radfahrer bisweilen sogar sehr gefährlich. Wer einmal in Amsterdam war, kann dagegen ein Liedchen davon singen, wie es aussieht, wenn der Fahrradverkehr dem Automobilverkehr gegenüber als gleichwertig erachtet wird. Eigene Fahrradstraßen prägen dort das Stadtbild und sorgen für einen schnell und unfallfrei fließenden Fahrradverkehr.
Lukas Neckermann, Autor von „Smart Cities, Smart Mobility“, erklärt, dass die momentane Ausprägung des Individualverkehrs einen wirtschaftlichen Impuls für eine Mobilitätsrevolution (Zeit), einen logistischen Impuls für Veränderungen in unseren Städten (Staus), aber auch einen Impuls für die öffentliche Gesundheit (Umweltverschmutzung) geschaffen hat.
Hinzu kommt noch das Thema Sicherheit mit schockierenden Statistiken über Verkehrsunfälle unter anderem durch einen Anstieg des abgelenkten Fahrens. Die Lösung für all diese Verkehrsprobleme liegt in der intelligenten Mobilität, der Smart Mobility.
Smart Mobility, intelligente Mobilität ist eine neue und revolutionäre Art, darüber nachzudenken, wie wir uns fortbewegen – eine, die sauberer, sicherer und effizienter ist. Anders ausgedrückt: Null Emissionen, null Unfälle, null Eigentum.
Das Konzept der intelligenten Mobilität umfasst eine breite Palette von Verkehrsträgern: Tretroller, Fahrräder (normal, elektrisch, faltbar), Busse, U-Bahnen, Straßenbahnen, Taxis, autonome Fahrzeuge, Fußgänger… die Liste wächst. Darüber hinaus haben Benutzer die Möglichkeit, zu besitzen oder zu teilen.
Für mich war es noch selbstverständlich, dass ich mit 18 Jahren einen Führerschein habe und Auto fahren darf. Darauf habe ich hingespart und konnte es kaum abwarten. Und ich bin jetzt auch noch nicht sooo alt 😉 Wenn ich mich heute mit meinen Neffen und Nichten unterhalte, stelle ich fest, dass sie genauso großen Wert auf Mobilität setzen, wie ich in ihrem Alter. Ein Führerschein, bzw. der Besitz eines eigenen Autos ist für sie aber dafür keine zwingende Voraussetzung mehr.
Die Märkte für Leasing, Carsharing und Vermietung konvergieren und wachsen, während der Pkw-Besitz abnimmt. Anfang 2019 gab es in Deutschland 2,9 Millionen Car-Sharing Benutzer.
Das Konzept geht aber über alternative Transportmittel hinaus. Smart Mobility basiert auf folgenden Prinzipien:
Flexibilität: Durch mehrere Transportmittel können Reisende auswählen, welche für eine bestimmte Situation am besten geeignet sind.
Effizienz: Die Reise bringt den Reisenden mit minimaler Störung und in so kurzer Zeit wie möglich an sein Ziel.
Integration: Die gesamte Route wird von Tür zu Tür geplant, unabhängig davon, welche Transportmittel verwendet werden.
Saubere Technologie: Der Transport verlagert sich von umweltschädlichen zu emissionsfreien Fahrzeugen.
Sicherheit: Todesfälle und Verletzungen werden drastisch reduziert.
Zwei weitere Aspekte der Smart Mobility sind Zugänglichkeit und sozialer Nutzen. Dies bedeutet, dass sie für alle erschwinglich sein und zu einer besseren Lebensqualität beitragen sollte.
Smart Mobility für sich genommen hat bereits viele Vorteile. Die Synergieeffekte zusammen mit Smart Cities sind aber noch weitaus größer. Schauen wir uns dazu ein paar Beispiele an.
Schöne Beispiele von der Integration der Smart Mobility in Smart Cities kommen ausgerechnet aus den USA, die nun nicht gerade für ihre Nachhaltigkeit bekannt sind. Doch die Stadt Columbus in Ohio hat beispielsweise damit begonnen, Verkehrsdaten zu sammeln, um Sicherheitsprobleme zu identifizieren und zu beheben, bevor sie zu Problemen werden. So werden sich anbahnende Staus frühzeitig erkannt und die Ampelschaltungen entsprechend angepasst.
Dank eines Zuschusses des US-Verkehrsministeriums ist die Stadt auf dem Weg, die erste Smart City in den USA zu werden. Die Analyse dieser Daten wird das Rückgrat der Stadt für alle künftigen Smart City-Projekte sein. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile vom Innenministerium geförderte Projekte. Stadt- und Gemeinderäte hergehört: auf der verlinkten Seite kann man sich um diese Fördermittel bewerben. Die erste Finanzierungsrunde ist schon rum, wer weiter pennt, kann die Entwicklung nur von der Seitenlinie aus beobachten – oder alles aus eigenen Kommunalmitteln stemmen, was in Deutschland wohl nur die wenigsten Kommunen können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Smart City nicht auf Verkehrsprobleme reagiert, indem sie mehr Straßen baut. Es wird stattdessen nach anderen Optionen gesucht. Zu den beliebtesten Alternativen gehört die Förderung von Fußgängern, Radfahrern und öffentlichen Verkehrsmitteln. Zu den neueren Möglichkeiten gehören Sensornetzwerke, mit denen Reisende überlastete Straßen erkennen und vermeiden können
Es gibt kein Patentrezept für eine Smart City. Deshalb gibt es auch nicht DIE Smart City. Beispiele aus der Praxis reichen von einer Stadt in Südkorea, die von Grund auf als Smart City gebaut wurde, bis zu alten Städten in Europa, die keinen Raum mehr zum Bauen haben und so verschiedene Lösungen umsetzen zur Reduzierung der Anzahl der Autos auf der Straße. Kopenhagen ist dafür ein tolles Beispiel aber auch andere namhafte Städte, wie Wien, Amsterdam und Barcelona finden sich in den Europäischen Top Ten der Smart Cities. Mit Hamburg ist auch eine deutsche Stadt dort vertreten. Es besteht also noch Hoffnung.
Ich kann Euch nur empfehlen, Euch die oben verlinkten Beispiele der Smart City Piloten aus Europa und aller Welt anzuschauen. Einige Konzepte sind so genial, dass ich versucht bin dort hin zu ziehen 🙂 Aber im Ernst: meine Urlaubsplanung wird das tatsächlich beeinflussen. Ich werde mir sehr gerne die Musterbeispiele unserer europäischen Nachbarn vor Ort anschauen – sobald die Grenzen wieder offen sind und wir das Thema Corona im Griff haben. Dass ich dort mit der Bahn hinfahren werde, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Alles andere wäre das Gegenteil von Smart Mobility.
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[…] Tipps für effizientes Gehen? Liest sich zuerst mal seltsam auf einem Blog über Nachhaltiges Leben. Aber Corona hat mich immer noch fest im Griff und nach einer kurzen Phase, in der auch ich mich auf einmal mit Laufschuhen durch den Wald joggend wiederfand, bin ich wieder in mein normales Tempo beim Spazieren durch den Wald angekommen. Und ich bleibe dabei: für mich sind lange Spaziergänge entspannender als durch den Wald zu laufen. Und hier die Brücke zum Thema dieses Blogs: wer im Alltag viel läuft, schont nachweislich die Umwelt durch den Verzicht auf kraftstoffgetriebene Fortbewegungsmittel. […]