Die Ökobilanz weggeworfener Lebensmittel ist gelinde gesagt verheerend. In Deutschland sind Lebensmittel für ein Fünftel aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dieser Wert bezieht sich auf die gesamte Produktionskette, d.h. den gesamten Weg von der Aussaat bei Pflanzen, der Aufzucht bei Tieren bis auf den Teller, also Transport, Lagerung, Kühlung, etc.
In einem vorangegangenen Artikel habe ich Euch darüber berichtet, welche Wahl die bessere ist, regional, saisonal oder bio. Das ist aber leider völlig belanglos, wenn das gute Essen nicht in Eurem Magen, sondern auf dem Kompost landet. Und da gerade die nachhaltig produzierten, frischen Lebensmittel nicht mit Haltbarmachern der großen Familie der „E-Stoffe“ (Lebensmittelzusatzstoffe) versetzt werden, gammeln gerade diese schnell vor sich hin.
Fast 13 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in deutschen Mülltonnen. Privatleute werfen im Schnitt 85 Kilogramm Lebensmittel weg, dazu kommen noch die Abfälle von Landwirten, Lebensmittelverarbeitern, Handel und Gastronomie. Auch diese tragen massiv zur Ökobilanz weggeworfener Lebensmittel bei. Fast die Hälfte der Abfälle wäre laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vermeidbar.
Viele der Lebensmittel, die im Müll landen, gehören dort nicht hin. Denn es wird nicht in erster Linie wirklich verdorbenes weggeworfen. Mehrheitlich landen Produkten im Müll, die nicht mehr appetitlich aussehen aber durchaus noch genießbar sind. Welker Salat, Äpfel mit Druckstellen oder schrumpeliger Weißkohl – all dies kann man aus hygienischer und gesundheitlicher Sicht noch bedenkenlos essen. Dass damit auch unser Geldbeutel unnötig belastet wird, ist ein ärgerlicher Nebeneffekt.
Um es kurz zu machen: Der Hauptgrund warum wir so viel Essen in die Tonne werfen ist, dass es uns allen einfach zu gut geht. Wir leben nun mal ein einer Konsum- und Überflussgesellschaft, in der Lebensmittel für nahezu jeden von uns nahezu jederzeit verfügbar sind. Sogar im meinem kleinen Ort haben die Supermärkte von 07:00-22:00 Uhr geöffnet. In der Stadt ist es sogar rund um die Uhr möglich, die kulinarischen Gelüste zu erfüllen.
Auf der anderen Seite weiß eigentlich kaum jemand noch, wie viel Arbeit in der Erzeugung von Lebensmitteln steckt. Von meinem Gemüsegarten habe ich Euch an anderer Stelle bereits berichtet. Wer schon mal Gemüse gepflanzt hat, es den ganzen Frühling und Sommer über vom Unkraut befreit und vor Schnecken bewahrt hat, weiß wovon ich rede. In einer technisierten Gesellschaft wie der unseren ist es vielleicht unvermeidbar, diesen direkten Bezug zu Lebensmitteln zu verlieren. Zumal, wenn man in der Stadt wohnt und vielleicht gar keine Fläche für einen eigenen Anbau von Gemüse und Obst hat. Ein bisschen mehr Nähe zur Erzeugung oder auch zum Kochen von Mahlzeiten statt schneller, fertiger Küche würde hier wahrscheinlich schon zu einem Umdenken führen.
Wer jetzt denkt, „was macht das schon aus, wenn ich hin und wieder mal einen Apfel oder einen Weißkohl wegwerfe“, unterschätzt die Auswirkungen. Vielmehr sollte man sich vorstellen, wieviel wertvoller Ackerboden, Wasser, Dünger und Energie für Ernte, Transport und Verarbeitung eingespart werden könnten, wenn die überflüssigen Lebensmittel gar nicht erst angebaut werden müssten.
Hier mal ein paar Zahlen, damit man sich das besser vorstellen kann. Für jedes Kilo Äpfel werden 820 Liter Wasser benötigt, bis es bei uns zuhause ist. Für ein Brot ist es mit 1.610 Litern fast die doppelte Menge. Für ein Kilo Käse sind es sogar 5.060 Liter Wasser und für ein Kilo Rindfleisch werden 15.420 Liter Wasser benötigt, bis das Steak in unserer Pfanne brutzelt. Man spricht hierbei von „virtuellem Wasser“. Das ist die Menge, die für den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder Lebensmittels benötigt wird. Virtuell deshalb, weil diese Rohstoffe, im unserem Beispiel Wasser, für den Konsumenten unsichtbar sind.
Was kann man also tun, um zu vermeiden, dass wertvolle Lebensmittel im Biomüll landen und die katastrophale Ökobilanz weggeworfener Lebensmittel zu vermeiden? Vorsicht, die folgenden Tipp könnten von Eurer Oma stammen, aber die wusste es scheinbar auch einfach besser als wir heutzutage!
Zunächst mal kommt es auf die richtige Planung beim Einkaufen an. Denn bereits im Laden entscheiden wir über Lebensmittelabfälle. Der Aufbau und das große Angebot in den Supermärkten bringt uns regelmäßig dazu, mehr zu kaufen, als wir eigentlich benötigen, bzw. überhaupt verbrauchen können. Daher sollte man sich zuhause zunächst mal einen Überblick verschaffen, was man überhaupt benötigt. Parallel dazu sollte man eine ungefähre Vorstellung davon haben, was im Laufe des Zeitraums, den der Einkauf abdecken soll, auf den Tisch kommt. Und dann füllt man das magische Hilfsmittel, das schon Oma mit in den Tante Emma Laden genommen hat: den Einkaufszettel. Und dieser ist dann diszipliniert im Supermarkt einzuhalten, egal welche Verlockung uns dort samt Sonderpreis angeboten wird.
Viele Lebensmittel verderben vor allem deswegen so schnell, weil wir nicht wissen, wie man sie richtig lagert. Tomaten im Kühlschrank? Keine gute Idee. Dort reifen sie schneller und geben zudem Stoffe ab, die bei anderem Obst und Gemüse dazu führen, dass sie ebenfalls schneller reifen. Deshalb werden sie am besten außerhalb des Kühlschranks und nicht in der Nähe von anderem Obst und Gemüse gelagert.
In manchem Kühlschrank kann man auch schon mal leicht den Überblick verlieren. Deshalb gilt hier: weniger ist mehr. Wenn neue Einkäufe dann noch nach hinten geräumt werden, damit man automatisch zuerst zu den angebrochenen Lebensmitteln greift, hat man schon viel gewonnen. Klingt alles furchtbar logisch und offensichtlich. Ist aber leider trotzdem in der Praxis oft Ursache für das Wegwerfen von „vergessenen“ Lebensmitteln. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat zu diesem Thema eine Liste mit Tipps für die richtige Lagerung von Lebensmitteln erstellt. Schaut sie Euch sehr gerne an, hier alles wieder zu geben würde den Rahmen sprengen.
Dass wir essen müssen, steht außer Frage. Was wir essen müssen darf hingegen gerne diskutiert werden. Ein Verzicht auf (Rind-)Fleisch hat eine sehr große Auswirkung auf unseren ökologischen Fußabdruck. Dazu kann man stehen wie man will. Aber: was auf gar keinen Fall geht ist, dass Lebensmittel, die aufwendig produziert wurden, einfach in der Tonne landen. Hier kann sich wirklich JEDER selbst an die Nase fassen.
Die Ökobilanz weggeworfener Lebensmittel ist eine echte Katastrophe ohne jeden Sinn. Darin stimmen wohl auch Leute überein, die sich sonst auf wenig in Bezug auf den Klimaschutz einigen können. Daher der Aufruf: wer bei sich feststellt, dass viele Lebensmittel in der Tonne landen, sollte die sehr guten Tipps auf der Seite www.zugutfuerdietonne.de nutzen, um die Umwelt an dieser Stelle zu entlasten.
1 Comment
[…] Auch auf gesundes Essen sollte man in diesen Tagen nicht verzichten. Statt zum Fertig-Junk Food zu greifen, ist selbst kochen angesagt! Dabei sollte man darauf achten nicht zu viel Verderbliches zu kaufen und die Lebensmittel auch rechtzeitig zu verarbeiten. (https://nerdup.me/index.php/de/2020/03/28/gesunde-und-nachhaltige-ernahrung-in-zeiten-von-corona-so-gehts/) In unserer Überflussgesellschaft landen sowieso schon zu viele Lebensmittel in der Mülltonne. (https://better-life-blog.de/2019/12/01/oekobilanz-weggeworfener-lebensmittel-co2-fuer-die-tonne/) […]