Moin,
nach den letzten eher ernsten Posts möchte ich Euch heute zur Abwechslung wieder einen Artikel der Kategorie „Unterwegs“ bieten. Es wird Zeit Euch meine neue Heimat vorzustellen: das wunderschöne Bergische Land. Geboren wurde ich in Bonn und aufgewachsen bin ich ca. 30 Kilometer südlich von Köln. Trotzdem kann man mich als „Dorfkind“ bezeichnen, von daher fiel mir der Umzug ins bergische Land von vorneherein nicht sonderlich schwer. Meiner Frau ging es ähnlich. Sie ist gebürtig aus Niedersachsen, wo es auch eher viel Gegend als große Metropolen gibt. Von daher sind wir vielleicht nicht ganz objektiv. Eingefleischte Städter werden diesen Artikel vielleicht aus einer anderen Perspektive beurteilen aber das ist erlaubt. Ich will auch keinen dazu überreden hierher zu ziehen, sondern eher ein bisschen die Werbetrommel für Wochenendausflüge hierher rühren.
Als „Bergisches Land“ bezeichnet man die Region nördlich bis östlich von Köln. Sie umfasst neben den größeren Städten Bergisch-Gladbach, Remscheid, Solingen, Wuppertal, Gummersbach und Leverkusen den Kreis Mettmann, den Rheinisch-Bergischen Kreis, den Oberbergischen Kreis und Teile des Rhein-Sieg-Kreises. Der Name hat übrigens nichts mit den Bergen in der Region zu tun (sonst müsste es ja auch „Bergiges Land“ heißen“, sondern leitet sich von den früheren Landesherren, den Grafen von Berg ab. Die Mittelgebirgslandschaft punktet mit grünen Wäldern, großen Wiesen und weiten Tälern, die meist durch einen kleinen Fluss gebildet wurden. Wasser gibt es sowieso genug im Bergischen: die zahlreiche Flüsse und Bäche speisen imposante Talsperren und idyllische Seen. Die Talsperren dienen einerseits als Trinkwasserspeicher für die Bewohner des bergischen Landes und sogar einige der rechtsrheinischen Kölner, andererseits gibt es erfreulich viele Wasserkraftwerke, die nachhaltigen Strom produzieren. Dieser Strom wird in das Netz der örtlichen Energieversorger eingespeist.
Ein typisches Dorf im bergischen Land ist geprägt von Fachwerk- und Schieferhäusern. An letzteres musste ich mich erstmal gewöhnen. Während die Fachwerkhäuser sehr schön sind, wirken die Schieferhäuser auf den ersten Blick grau und eintönig. Mit der Zeit nimmt man diese Häuser aber anders wahr: Schiefer ist die natürliche Ressource, die hier im Bergischen Land vorkommt und auch heute noch abgebaut wird (z.B. die Grauwacke in den Lindlarer Steinbrüchen). Daher ist es nur natürlich, dass die Einwohner früher ihre Häuser aus diesem Material gebaut haben. Somit gehören diese Häuser genauso ins Bergische wie die berühmten Waffeln und das „Krüstchen“.
Womit wir bei den typischen Bergischen Speisen wären. Die Küche ist so bodenständig, wie die Bewohner des Bergischen. Und das ist als Kompliment gemeint! In den zahlreichen Restaurants und Gasthöfen braucht niemand fünf-Gänge Menüs mit Mini-Portionen erwarten. Vielmehr gibt es hier Hausmanns-Kost satt. Viele Betriebe legen dafür Wert auf Bergische Produkte. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Bio-Bauernhöfe, die Gemüse, Milch, Fleisch und Kartoffeln direkt an die Bio-Läden in den kleinen Städten liefern. Regional, saisonal und bio!
Beispiele für die Bergische Küche sind, neben den berühmten Waffeln, Reibekuchen in allen denkbaren Kombinationen, Schnibbelbohnen, das „Krüstchen“ (Schnitzel auf Toast) und Pillekuchen. Letzterer besteht aus Kartoffeln, die in dünne Streifen geschnitten werden. Wahlweise kann man auch Speck und Lauch dazu geben. Das ganze wird in der Pfanne gebraten und dann kommt Pfannkuchenteig darüber, kurz wenden, nochmal Pfannkuchenteig von der anderen Seite drüber und fertig braten. Der Pillekuchen ist so groß wie die Pfanne, in der er gemacht wurde, schmeckt super und reicht für mindestens zwei Personen. Ich habe zumindest noch keinen alleine aufgegessen, und das will schon was heißen 🙂
Einmal im Bergischen angekommen, solltet Ihr unbedingt auch die „Bergische Kaffeetafel“ probieren. Hierunter versteht man süße und deftige Gerichte zur „Kaffezeit“, also statt Kuchen. Diese Tradition reicht lange zurück. Schon früher wurde zu besonderen Anlässen alles aufgetischt, was der Hof hergab. Diese Gastfreundschaft wussten auch die Städter zu schätzen und waren gerne im Bergischen Land zu Gast. Als Getränk wird natürlich Kaffee serviert, die Speisen reichen von Hefebrot über Grau- und Schwarzbrot mit allen erdenklichen süßen und herzhaften Aufstrichen. Fehlen dürfen auf keinen Fall die Bergischen Waffeln, die oft mit heißen Kirschen und Sahne gereicht werden. Aber auch hier sind alle möglichen Variationen erlaubt. Mein Tipp: Waffeln mit Milchreis und Zucker/Zimt! Ihr werdet nie mehr was anderes wollen! 🙂
Wir selbst wohnen in der Nähe von Lindlar, einem kleinen Städtchen mitten im bergischen Land. Dennoch kann man von hier aus mit dem Auto innerhalb von 35 Minuten die Kölner Innenstadt erreichen. Über den nahe gelegenen Bahnhof in Engelskirchen kann man zudem halbstündlich mit der Regionalbahn 25 in 40 Minuten den Kölner Hauptbahnhof anfahren. Die Lage könnte also schlechter sein 🙂
In Lindlar wurde letztes Jahr (2015) auch der älteste Wald der Welt entdeckt! Bereits vor 390 Millionen Jahren (!) wuchs hier ein Wald, dessen versteinerte Überreste von Forschern vor kurzem entdeckt und datiert wurden. Zum Vergleich: die ersten Dinosaurier wanderten „erst“ vor 235 Millionen Jahren über die Welt. Der Wald ist also nochmal locker 150 Millionen Jahre älter! Zu bewundern gab es die versteinerten Fundstücke im Landesmuseum des LVR (Landschaftsverband Rheinland) in Bonn. Leider waren sie dort nur bis April 2016 ausgestellt aber irgendwann gibt es sicherlich noch einmal die Chance.
Grundsätzlich bietet das bergische Land abwechslungsreiche Ausflugsmöglichkeiten besonders für Familien und Sportbegeisterte. Eigentlich ist es gar nicht fair, bestimmte Highlights herauszugreifen. Ich versuche aber trotzdem mal kurz die schönsten Ausflugsziele zusammenzufassen: eine traumhaft schöne alte Burganlage mit imposantem Blick über das Tal findet Ihr in Schloss Burg bei Solingen. Wer sich nicht für Ritterrüstungen, Schwerter und ähnliches interessiert, kann sich aber den Eintritt für die Burg selbst sparen. Neben der Burg befinden sich zahlreiche Restaurants, tolle Wanderwege durch den umgebenden Wald und eine Seilbahn ins Tal bzw. wieder hoch.
Für alle, die sich mit der Wertstoffkette beschäftigen wollen, gibt es in Lindlar das sogenannte Metabolon. Auf diesem alten Deponiegelände wurde ein „Müllberg“ begrünt, den man über eine unglaublich lange Treppe besteigen kann. Entlang der Treppe wird von „sprechenden Mülltonnen“ beschrieben, wo der Müll herkommt, warum man trennen sollte und wie Recycling funktioniert. Das kommt besonders bei Kindern gut an. Oben angekommen warten ein unglaublicher Ausblick über das Bergische Land (inklusive kostenloser Fernrohre), eine Hüpflandschaft und eine Riesenrutsche, um schnell wieder nach unten zu kommen. Rund um das Gelände gibt es zudem einen Mountainbike-Pfad, der rege genutzt wird. Um Anmeldung für den Moutainbikepfad wird gebeten. Der Eintritt für das Metabolon ist frei.
Ein weiteres Highlight für Kinder ist der Affen- und Vogelpark in Eckenhagen. In diesem Park, der eine Mischung aus Zoo und Vergnügungspark ist, zählt besonders das Gehege der Berberaffen zu den beliebtesten Anlaufpunkten. Dieses kann man betreten und die Affen nehmen auch sofort Tuchfühlung auf. Vorsicht: die kleinen Kerle wissen auch wie man Rucksäcke öffnet und bedienen sich an den eingepackten Snacks! Die im Park verstreuten Karussells sind aber teilweise schon recht alt. Neu ist hingegen die große Kinderspielhalle im Eingangsbereich, in die man sich nach dem Besuch der Tiere oder bei Regen flüchten kann. Dort befindet sich ein großer Indoor-Spielplatz mit zahlreichen Attraktionen.
Auch der erst im letzten Jahr eröffnete Park Panabora bietet lehrreiche Unterhaltung. Highlights dieses Park sind ein ca. 1,5 km langer Hochpfad durch die Baumkronen sowie eine 34 Meter hohe Aussichtsplattform. Für Gäste, z.B. Schulklassen bestehen Übernachtungsmöglichkeiten in fünf Baumhäusern und drei Themendörfern. Im Park selbst werden umwelt- und erlebnispädagogische Themen behandelt. Klare Empfehlung!
An dieser Stelle könnte ich jetzt noch lange weitermachen. Ihr seht auf jeden Fall, dass es hier „bei uns“ im Bergischen Land einiges zu entdecken gibt. Die Natur steht dabei klar im Vordergrund. Unzählige Fahrrad- und Fußwege laden zum Entdecken ein. Dieser Artikel kann leider nur einen winzigen Auszug vorstellen. Vielleicht schreibe ich mal einen Zweiten zu diesem Thema und stelle Euch mal ein paar andere Ecken vor. Lasst mir einfach einen Kommentar da, wenn ich mich diesem Thema nochmal genauer widmen soll.
Bis dahin,
genießt das Leben!
PS: Hier gibt es noch ein kleines Youtube-Video zum Bergischen, falls Ihr immer noch nicht überzeugt seid 🙂 :
1 Comment
[…] Karfreitagsspaziergang durch das Bergische Land kam mir der Gedanke einen Post über den Zustand des Waldes in Deutschland zu schreiben. Denn wir […]