Mit diesem Artikel zur Energiewende möchte ich mal damit anfangen den Nachhaltigkeitsaspekt meines Blogs auszubauen. Nach den letzten eher launigen Posts zu diesem und jenem, möchte ich mit diesem Thema beginnen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt.
Noch vor einem Jahr war die „Energiewende“ in aller Munde und füllte Nachrichten, politische Talkshows und wurde teils kontrovers diskutiert. Tja, und heute? Flüchtlinge, Attentate, AFD… Nicht, dass das keine wichtigen Themen wären (und zwar in genau dieser Reihenfolge), aber bei aller kurzfristigen Dramatik unserer Zeit sollten wir auch die langfristige Perspektive nicht vergessen!
Dabei hat unser Siggi, der Minister für Waffen, pardon Wirtschaft und Energie noch im Juli dieses Jahres erst drei neue, bzw. angepasste Gesetze zur Energiewende durch Bundestag und Bundesrat gebracht, die zukünftig seiner Meinung nach wesentliche Verbesserungen in diesem Bereich versprechen:
Welche Ansätze sich hinter diesen „mitreißenden“ Gesetzestiteln verbergen, werden wir uns jetzt zusammen näher anschauen.
Zuerst betrachten wir das EEG, das sicherlich am geläufigsten sein sollte. Zumindest jedem geläufig, dessen Nachbar eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat und der schon mal beim Grillen mit ebendiesem Nachbar einem zweistündigen Monolog über dessen „Unternehmertum“ und „Visionen“ lauschen durfte (wohin sollte man nochmal gehen, wenn man Visionen hat? RIP Helmut!). Versteht mich nicht falsch: auch ich bin ja ein Riesenfan von Solarenergie, aber ich suche mir gerne selber die Vorträge dazu aus, da bin ich etwas eigen 🙂
Doch zurück zum EEG: Die erste Fassung dieses Gesetzes wurde bereits im Jahr 2000 durch die damals noch Rot-Grüne Regierung beschlossen. Es regelt den Ablauf der Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien (Wind, Wasser, Sonne, etc.) in das Stromnetz. Zudem wird dort eine Art „Prämie“ für eingespeisten Strom aus Erneuerbaren festgelegt, die sogenannte Einspeisevergütung. Diese ist auch der Hauptgrund, warum auf so vielen Dächern (inklusive dem meines Nachbarn) eine Photovoltaik-Anlage zu finden ist, denn ohne die Einspeisevergütung rechnet sich die Anschaffung einer solchen Anlage leider noch nicht, da Strom einfach noch zu günstig ist (ironisch, aber leider wahr).
Die Änderung von Siggi Pop am EEG umfasst im Wesentlichen folgende Punkte: Die staatlich garantierte Höhe der Einspeisevergütung (nicht die Einspeisevergütung selbst) entfällt! Stattdessen müssen sich die Erneuerbaren ab 2017 dem Wettbewerb des Strommarktes stellen und die Einspeisevergütung wird durch Ausschreibungen bestimmt. Das heißt, der Anbieter, der die geringsten Subventionen fordert, bekommt den Zuschlag. Gabriel begründet dies damit, dass das EEG ursprünglich einer Nischentechnologie auf die Sprünge helfen sollte, die aber mittlerweile am Markt etabliert sei. Recht hat er! Da stecken wir doch lieber hunderte Millionen jährlich in die Förderung der Automobilindustrie, die ja nun wirklich noch in den Kinderschuhen steckt! Aber um das Nischenprodukt Auto kümmere ich mich in einem eigenen Artikel.
Aber wo Schatten ist (und Gabriel wirft einen großen), ist auch Licht. Zudem wird in der Gesetzesnovellierung des EEG auch der längst überfällige Ausbau der Netze vorangetrieben, damit z.B. Strom aus Windenergie aus dem Norden auch in den Süden transportiert werden kann, wenn dort Bedarf ist. Siggi “Captain Obvious“ Gabriel hat also auch erkannt, dass man Strom schlecht mit der Post in Deutschland herumschicken kann! Aber vielleicht könnte man ihn mit Autos transpor….hmm, besser ich bringe ihn nicht auf den Gedanken.
Auch das Gesetz zur Weiterentwicklung des Strommarktes (ja, so heißt der Brocken in Gänze; Freunde dürfen es „Strommarktgesetz“ nennen) enthält interessante Änderungen. Bereits heute kommen 33% unseres Stroms aus erneuerbaren Energien. Das Ziel der aktuellen Regierung lautet, dass bis 2025 ganze 45% aus Erneuerbaren stammen. Klingt gut? Falsch! Um dieses Ziel zu „erreichen“ werden nämlich auch Obergrenzen eingeführt, damit es nicht vor 2025 erreicht wird! Kein Witz, es gibt per Gesetz eine Drosselung z.B. von Genehmigungen für neue Windkrafträder.
Hat da jemand Angst, dass die Erneuerbaren die Kohleindustrie von Markt abdrängen, bevor die letzten Kumpel in Rente gegangen sind. Auch die Nischenindustrien „Bergbau“ und „Energieunternehmen“ scheinen der Bundesregierung am Herzen zu liegen. Ein guter Ansatz des Strommarktgesetzes ist es hingegen, die Kosten für den Strom variabel nach bestimmten Tageszeiten zu gestalten, z.B. den Strom nachts günstiger zu machen, damit einige Sparfüchse dann ihre Wäsche nachts waschen, um die Last gleichmäßiger über das Stromnetz zu verteilen.
Der Dritte im Bunde ist das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende. Seufz. Bekäme ich doch nur für jedes Mal, wenn ich das Buzzword „Digitalisierung“ höre einen Euro. Ich bräuchte einen Geldspeicher in Entenhausen! Aber an dieser Stelle hört das Bullshit-Bingo nicht auf: Smart Grid, Smart Home und Smart Meter sind drei der Begriffe, die das Gesetz hip erscheinen lassen sollen und im Wesentlichen die Vernetzung von Stromzählern, Netzbetreibern und Stromanbietern beschreiben. Dabei ist der Denkansatz hinter dem Gesetz gar nicht verkehrt: da die bisherige „Ordnung“ im Versorgerbereich, sprich das Quasimonopol von wenigen Unternehmen (Oligopol, für Klugscheißer) zukünftig abgelöst wird durch die heute bereits hinzukommenden ca. 1,6 Millionen Kleinerzeuger (hallo, Nachbar), ist es nötig, den Strom durch intelligente („digitale“) Netze und Zähler zu steuern.
Um die sowieso schon unglaublich positive Stimmung unter den Stromabnehmern (um mal den meiner Meinung nach ziemlich abwertenden Begriff „Verbraucher“ zu ersetzen) gegenüber der Energiewende nochmal zusätzlich zu pushen, hat die Regierung natürlich noch einen Pfeil im Köcher: Die Kosten für die neuen endlich digitalen Endgeräte werden natürlich nicht in Form von Steuerentlastungen abgemildert, sondern 1:1 auf die Kunden abgewälzt! Dass die Energieunternehmen bereits signalisiert haben, dass die Kosten durch die Regierung viel zu niedrig kalkuliert wurden, sei hier nur am Rande erwähnt.
Ich bin schon sehr gespannt, wie die Familien, die ihr Überleben mit Hartz IV gestalten dürfen auf diese Maßnahmen reagieren. Aber wie man immer mal wieder aus konservativen Kreisen vernimmt, haben ja gerade die mehr als sie brauchen und ihnen eigentlich zusteht.
Die Gesetzesänderungen sind aus meiner Sicht eher kritisch zu sehen. Man hört oft die Phrase „Wende von der Energiewende“. Soweit gehe ich noch nicht. Aber ich bin der Meinung, dass wir alle sehr genau beobachten sollten, was unsere Politiker mit den Erneuerbaren anstellen wollen. Vielleicht kommen solche Themen wie die vermeintliche „Flüchtlingskrise“ einigen ja auch ganz gelegen, um klammheimlich das eine oder andere Gesetz unterhalb des Medienradars durch die Instanzen zu bringen. Seien wir wachsam!
Trotzdem,
genießt das Leben!
PS: Ich arbeite gerade parallel an einem weiteren Artikel, der beschreibt wie ihr zuhause Ökostrom nutzen könnt und welche „unglaublichen Aufwände und Mehrkosten“ im Vergleich zu konventionellem Strom auf Euch zukommen. Es wird einer der nächste Artikel sein, die ich hier für Euch veröffentliche. Seid gespannt!
2 Comments
Hallo,
netter blog. Aber zwei Anmerkungen:
1. Wenn du solarenenergie toll findest, hast du denn dann selbst auch solarplatten auf dem dach?
2. Geschriebene ironie funktioniert meistens nicht!
Ansonsten unterhaltsame beiträge, viel Erfolg!
Hallo Gandalf43,
willkommen auf meinem Blog und Glückwunsch zum ersten Platz! 🙂
Zu 1. Leider bin ich Mieter und habe ganz einfach kein eigenes Dach. Aber zumindest besitze ich Aktien von Solarunternehmen (auch wenn die leider keine Geldanlage, sondern eher Fanartikel sind).
Zu 2. Immerhin hat es bei Dir funktioniert:-) Ich glaube ich versuche es weiter damit…
Ich würde mich freuen, wenn Du hier nochmal vorbei schaust.Gerade überarbeite ich das gesamte Layout der Seite. Nächste Woche erkennst Du sie bestimmt nicht wieder!
Genieß das Leben,
Andreas