gerichtsurteil zum dieselfahrverbot
Gerichtsurteil zum Dieselfahrverbot
3. März 2018
8 stunden diät
Die 8 Stunden Diät
18. April 2018

Essen 2.0 – Fleisch ohne Tier?

Fleisch ohne Tier. Ist das möglich? Und ist man eigentlich noch Vegetarier, wenn man Fleisch „aus dem Labor“ verzehrt für das kein Tier sterben musste?

Clean Meat

Dieses etwas unheimliche Thema hat seinen Ursprung in den Niederlanden genommen. Dort ist man ja mit vielen Dingen etwas liberaler als in anderen Ländern. So scheinbar auch bei der Forschung nach alternativen Lebensmitteln. So erzeugte das niederländische Unternehmen Mosa Meat bereits im Jahr 2013 den ersten komplett im Labor erzeugten Hamburger. Den ca. 115g Fleisch standen dabei  schlappe 250.000 Euro Produktionskosten gegenüber. Das ist bei einem solchen Pilotprojekt aber nicht ungewöhnlich.

Mittelfristig sollen die Produktionskosten aber durch effizientere Methoden soweit gesenkt werden, dass der Massenmarkt angezielt werden kann. Momentan belaufen sich die Produktionskosten für ein Pfund „Laborfleisch“ auf knapp 4000 Euro. Das ist natürlich immer noch stattlich, zeigt aber, wie schnell die Preiskurve beim Fleisch ohne Tier fällt. Dennoch ist das Zielsegment bei Markteinführung eher im Bereich von Luxusrestaurants zu finden. Zu warten bis die Produktionskosten soweit gesunken sind, dass man direkt beim Massenmarkt starten kann, würde die Unternehmenskasse nicht hergeben. Das ist aber ein normales Herstellervorgehen, dass so auch bei neuen Automodellen, Fernsehern oder anderen Produkten zu finden ist.

Ökologische Vorteile

Die Idee der Erzeugung ist eigentlich recht simpel und konsequent. Bereits heute ist es möglich abgestorbenes Herzgewebe nach einem Infarkt nachzuzüchten. Dabei werden menschliche Stammzellen zu Herzzellen entwickelt. Nun werden halt aus tierischen Stammzellen Muskelzellen gezüchtet. Diese Darstellung ist natürlich stark vereinfacht und fasst etwa drei Jahre Forschung in einem Satz zusammen 🙂

Die Erzeugung im Labor für den ersten Hamburger dauerte neun Wochen. In dieser Zeit wäre ein Rind noch nicht mal geboren. Spannender ist allerdings die Tatsache, dass bei der Erzeugung 90% weniger Treibhausgase entstehen als durch die Aufzucht eines Rindes. Als prognostizierte Hochrechnung wohlgemerkt. Bis zum Jahr 205 gehen Wissenschaftler davon aus, dass der Fleischkonsum ca. 50% zum globalen Ausstoß von Treibhausgasen beitragen wird. Hier liegt also ein riesiger Hebel vor, wenn man Einsparungen erwirken kann!

Durch die Aufzucht in einer sterilen Laborumgebung ist es darüber hinaus nicht nötig, das Fleisch mit Antibiotika und Wachstumshormonen zu versetzen! Diesen Punkt halte ich vor dem Hintergrund multiresistenter Keime, die genau darauf zurückzuführen sind, für nicht unerheblich.

Ethische Gesichtspunkte

Der Begriff Vegetarismus bezeichnet laut Wikipedia nicht nur den Verzicht auf Fleisch, sondern steht für eine Weltanschauung. Allen vegetarischen Kostformen gemeinsam ist das Meiden von Nahrungsmitteln und anderen Konsumgütern, die von getöteten Tieren stammen, wie Fleisch, Fisch und Leder. Unterschiede zeigen sich bei der Einbeziehung von Lebensmitteln, die vom lebenden Tier stammen, wie Eier, Milch und Honig. Im Veganismus wird auf alle Nahrungsmittel und Konsumgüter tierischen Ursprungs verzichtet.

Ich denke aus dieser Beschreibung wird deutlich, dass das Laborfleisch zumindest nicht in eine vegane Ernährung passt, da es ja immer noch aus tierischen Zellen gewonnen wird. Für die Entnahme von Stammzellen werden aber  keine Tiere mehr getötet. Dies ist auch nur initial überhaupt nötig. Danach wird das Fleisch aus sich selbst heraus nachproduziert. Laut der o.g. Definition ist das Fleisch ohne Tier es also eher ein Erzeugnis von lebenden Tieren, wie Milch, Eier oder Honig. Festzuhalten ist jedenfalls, dass für die Produktion des Fleisch ohne Tier kein Tier mehr sein Leben lassen muss.

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Thema kontrovers bei Vegetariern diskutiert wird. Da ich selbst kein Vegetarier bin, sondern an ein oder zwei Tagen in der Woche Fleisch esse, möchte ich mich bei dieser Diskussion nicht wie der Blinde von der Farbe erzählen. Ich bin aber sehr gespannt auf Eure Meinung zu dem Thema und würde mich freuen, wenn Ihr weiter unten einen Kommentar zu dem Thema da lasst.

Fazit zum Thema Fleisch ohne Tier

Ich denke, dass sich im Bereich Konsum und Ernährung in den nächsten Jahren Einiges ändern muss und wird. So wird – auch ohne Gentechnik – bereits an alternativen Proteinquellen geforscht. Dabei können Insekten, die zu Mehl verarbeitet werden, zukünftig eine große Rolle als Energielieferant spielen. Für mich persönlich ist das Fleisch aus dem Labor nichts. Ich verzichte lieber bewusst an fünf bis sechs Tagen in der Woche auf Fleisch und esse dann dafür den „Sonntagsbraten“ (ja, kaum zu glauben: daher kommt das Wort; unsere Eltern hatten auch nicht jeden Tag Fleisch!) vom Biohof. Das kann ich vor meinem Gewissen gut vertreten, auch wenn ich dann halt kein Vegetarier bin.

Obwohl ich dem Thema Fleisch ohne Tier also skeptisch gegenüber stehe, sehe ich allerdings die Vorteile. Viele Menschen sind nun mal nicht zum Verzicht – oder eben zu Einschränkungen – beim Fleischkonsum bereit. Ich erinnere an den Aufschrei, als die Grünen ein Gesetz andeuteten, dass es an EINEM Tag in der Woche einen Veggie-Day in den Kantinen der Republik geben sollte. Sofort fühlte sich ein großer Teil der Bevölkerung bevormundet durch diesen „Eingriff in den Lebensstandard“.

Wenn man also mit diesem Laborfleisch tatsächlich ein Alternative für diese Zielgruppe schaffen kann, warum also nicht? Die Pro-Argumente – keine Schlachtungen, weniger Treibhausgase, keine Antibiotika und Wachstumshormone im Fleisch – finde ich durchaus überzeugend und erstrebenswert. Wie man sich letztlich zu dem Thema positioniert muss aber jeder mit seinem eigenen Gewissen ausmachen. Eine interessante Alternative ist das Fleisch ohne Tier allemal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.