Umweltfreundliches Reisen – Vorteile des Bahnfahrens

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Umweltfreundliches Reisen – Vorteile des Bahnfahrens

Heute Morgen war wieder der „Tag X“ im Jahr, an dem ich über umweltfreundliches Reisen nachdenke. Dieser Tag ist immer dann, wenn ich das erste Mal bei Temperaturen unter null Grad morgens am Bahnsteig stehe. Zitternd frage ich mich dann, warum ich nicht einfach schön mit dem warmen Auto zur Arbeit pendle, wie beinahe alle anderen auch.

Aber dieser Frust verschwindet meistens schnell wieder, wenn ich mir die Vorteile des Bahnfahrens wieder vergegenwärtige. Angefangen hat das Bahnfahren bei mir schon als Schulkind. Schon damals bin ich lieber mit der Bahn als mit dem Bus gefahren, obwohl ich von der Bushaltestelle einen kürzeren Heimweg gehabt hätte. Aber die Bahn fährt einfach ruhiger, was meinem damaligen Ansatz meine Hausaufgaben auf dem Schulweg zu machen sehr entgegenkam 🙂

Vorteil 1: Arbeiten in der Bahn

Dann war es lange Zeit natürlich cool mit dem eigenen Auto durch die Gegend zu fahren. Ich war frei in der Wahl der Ziele und Zeiten. Und auch meine Mitfahrer konnte ich mir selbst aussuchen. Das war eine neue Erfahrung, die ich ausgiebig zelebrierte. Spätestens mit Beginn meines Studiums nutzte ich aber wieder die Bahn, um dort lernen zu können. Im Vergleich zum Auto kann man dort nämlich die Zeit auch wirklich zum Lernen nutzen. Ich hatte sogar mal in Vorbereitung auf eine Klausur ausprobiert, den Stoff auf mp3 aufzunehmen und dann im Auto zu hören. Aber nach einer einwöchigen Testphase stellte ich fest, dass nicht viel hängen geblieben ist. Ich muss die Unterlagen einfach vor mir sehen. Nur durch Hören lerne ich nichts. Das ist bei Euch vielleicht anders.

Jedenfalls hat das Lernen in der Bahn großen Einfluss auf mein erfolgreiches Studium gehabt. Übrigens entsteht auch dieser Blog zu 90% in der Bahn. Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit und wieder zurück pendle, schreibe ich für Euch. Ich hoffe diesen Rhythmus zukünftig auch weiter halten zu können 🙂 Der erste Vorteil des Bahnfahrens lautet also: Jede Art von Lernen, Lesen, Vorbereitung auf Präsentationen auf der Arbeit und vieles mehr kann dort durchgeführt werden.

Vorteil 2: Umweltfreundliches Reisen mit Chauffeur

Wir wären nicht beim better-life-blog, wenn ich Euch den positiven Einfluss auf die Umwelt verschweigen würde! Es liegt auf der Hand, dass das Bahnfahren neben allen anderen Vorteilen auch die Umwelt entlastet. Und das Schöne ist: je mehr Leute mitmachen, desto mehr wird die Umwelt entlastet. Es gibt keine Sättigungsmenge! Jede Strecke, die Ihr statt mit dem Auto mit der Bahn zurücklegt, verbessert direkt Eure persönliche CO² Bilanz. Und wer kann von sich schon behaupten, mit 1.000 PS und Chauffeur zur Arbeit zu fahren und trotzdem die Umwelt zu schonen?

Im Schnitt ist der CO² Ausstoß beim Bahnfahren um 73% geringer als mit dem eigenen PKW. Ein moderner Mittelklasse-PKW erzeugt etwa 150g CO²/km. Mit der Bahn kommt man auf 40g CO²/km. Der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer pendelt am Tag 44km. Wenn wir von 220 Arbeitstagen im Jahr ausgehen (also Wochenenden, Urlaub und Krankheitstage unberücksichtigt lassen), dann stößt  man mit dem Auto  ca. 1.500 Kilogramm CO² pro Jahr aus (150g/km * 44km * 220 Tage). Bei identischen Voraussetzungen mit der Bahn erzeugt man „nur“ 390 Kilogramm CO² im Jahr (40g/km * 44km * 220 Tage). Die Differenz von 1.100Kg CO² entspricht ca. 1800 KW/h Stromverbrauch bzw. 22qm Wald. Keine schlechte Einsparung für eine einzelne Person.

Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass in eine Bahn ca. 200 Personen passen, dann spart ein vollbesetzter Pendlerzug die Menge von  220.000Kg CO² / Jahr ein. Das entspricht dem CO², das ein kleiner Wald von 4.400qm aufnehmen würde. Das ist ca. die Größe eines Fußballfeldes. Vorteil Nummer zwei ist also die Entlastung der Umwelt durch Verbessern der persönlichen CO²Bilanz.

Anmerkung: Noch besser sieht dieCO² Bilanz sogar aus, wenn man mit dem Bus fährt. Beim Busfahren werden sogar nur 20g CO² pro Kilometerausgestoßen. Damit ist der Bus nochmal doppelt so umweltschonend wie die Bahn. Da viele Pendler aber weitere Strecken zurücklegen müssen, scheidet der Bus oftmals von vorneherein aus. Für längere einmalige Strecken solltet Ihr aber durchaus auch mal Alternativen wie Flixbus und andere Fernbusse in Erwägung ziehen, um die Umwelt zu entlasten.

Vorteil 3: Zeit besser nutzen

Die Zeit in der Bahn kann man natürlich nicht nur zum Arbeiten nutzen. Je nach Tagesform mache ich morgens auch gerne noch mal ein kleines Nickerchen, bevor der Stress auf der Arbeit losgeht. Zeigt mir, wie Ihr das im Auto machen wollt. Oder besser: zeigt es mir bitte nicht! 🙂

Kritiker argumentieren gerne mit den vielen Zugausfällen und Verspätungen. Die durchschnittliche Verspätungszeit (die Bahn selbst nennt es übrigens euphemistisch „Pünktlichkeitszeit“, das klingt ja auch viel netter) zu ermitteln ist etwas umständlich. Laut Bahn beträgt die Pünktlichkeitsquote im Regionalverkehr ca.95%. Das heißt umgekehrt, nur 5% der Züge haben eine Verspätung von mehr als  fünf Minuten.  Denn bei einer Verspätung unter fünf Minuten werden die Züge noch als pünktlich gewertet. Bei einer angenommenen Pendelzeit von 60 Minuten täglich entspricht das einem jährlichen Zeitverlust von 660 Minuten oder 11 Stunden ([60 Minuten/Tag * 220 Tage] /100 * 5). Im Stau steht der Durchschnittspendler dagegen 38 Stunden. Wieder ein Punkt für die Bahn!

Vorteil 4: Geringere Kosten

Im Artikel über die wahren Kosten des Autofahrens habe ich Euch bereits die zahlreichen Kostenfaktoren für einen Kilometer mit dem Auto aufgezeigt. Dabei habe ich sehr, sehr konservativ kalkuliert und kam schon so auf etwa 23 Cent pro Kilometer. Legt man wieder die durchschnittlichen 44km eines Pendlers in Deutschland zugrunde, kommt man auf monatliche Kosten von 202,40€ (0,23€ * 44km * 20 Tage). Dazu kommen dann gegebenenfalls auch noch Parkgebühren vor Ort.

44km entsprechen ungefähr der Stecke Köln Hauptbahnhof nach Düsseldorf Hauptbahnhof. Ein einzelnes Monatsticket für die zweite Klasse des Nahverkehrs der Deutschen Bahn kostet für diese Strecke kostet 184,00€. Und das ist schon fast die teuerste Variante. Denn im Abo zahlt man im Jahr nur für 10 Monate! Zudem bieten viele Arbeitgeber mittlerweile ein Jobticket für die Deutsche Bahn an, mit dem man für unter 60€ (!) im Monat zur Arbeit pendeln kann. Zusätzlich zur Bahn sind auch alle Busstrecken zwischen Wohnung und Arbeitsplatz im Preis mit inbegriffen. Wenn Euer Arbeitgeber auch eine solche Möglichkeit bietet, solltet Ihr zugreifen!

Darüber hinaus könnt Ihr sowohl mit dem Monatsticket im Abo als auch mit dem Jobticket unter der Woche ab 19:00 Uhr sowie am ganzen Wochenende einen weiteren Erwachsenen und zwei Kinder und ein Fahrrad mitnehmen! Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis geht nicht! Vorteil vier der Bahn im Vergleich zum PKW.

Vorteil 5: Mitfahrer

Selbst die kreischende Schulklasse, die sich gerade das Abteil mit mir teilt, höre ich nach einer gewissen Zeit nicht mehr. Kopfhörern sei Dank. Aber ganze Schulklassen trifft man sowieso eher selten in der Bahn – leider. Viele Schüler werden mittlerweile von Mami und Papi im dicken SUV zur Schule gebracht. Was für ein Quatsch! Nicht nur, dass man seinen Kindern den sozialen Kontakt zu den Mitschülern einschränkt (und ihnen die Möglichkeit nimmt, die Hausaufgaben in der Bahn zu machen 🙂 ), man verpestet auch noch auf jeder Fahrt die Umwelt.

Während kreischende Schüler also eher selten sind, kann man besonders abends am Wochenende manchmal auf Betrunkene treffen. Mit diesen habe ich aber erst einmal wirklich schlechte Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil: nach Abteilungsfeiern meiner Arbeitsstelle gehöre ich selbst zu den alkoholisierten Nutzern der Bahn, um nach Hause zu kommen. Das finde ich wesentlich besser als Unsummen für ein Taxi zu bezahlen oder – absolutes No-Go! – sich betrunken ans Steuer zu setzen. Also habt keine Angst, in der Bahn angepöbelt zu werden. Die meisten wollen einfach nur nach Hause und mit niemandem Stress haben! Zu den normalen Pendelzeiten habe ich sowieso noch nie pöbelnde Leute getroffen.

Jedenfalls lernt man in der Bahn allein durch Beobachten viele Menschen samt dazu gehörigen Eigenarten kennen. Dieses breite Spektrum an Persönlichkeiten hilft Vorurteile ab- und gegenseitige Akzeptanz aufzubauen. Es gibt mittlerweile sogar eine Art Mitfahrtzentrale für die Bahn. Dort kann man sich anmelden und mit jemandem die Bahncard teilen. Diese Möglichkeit, verschiedenste Menschen kennenzulernen, entgeht einem allein im Auto. Letzter Punkt für die Bahn!

Fazit

Natürlich kann man auch eine Reihe von Nachteilen für die Bahn festhalten. Man ist an fixe Abfahrzeiten gebunden, hat schniefende Mitfahrer im Winter und muss morgens in der Kälte am Bahnhof stehen und warten. Aber jetzt mal ganz ehrlich: Die Vorteile überwiegen das ja wohl bei Weitem! Wer umweltfreundlich Reisen möchte, kommt an Bus und Bahn einfach nicht vorbei. Hinzu kommt der enorme Zeitgewinn einfach dadurch, dass man nicht selbst fahren muss. Für alle, die weite Strecken pendeln müssen, gibt es keine umweltfreundlichere Alternative (außer E-Autos, die mit Ökostrom „betankt“ werden). Eine 73% verbesserte persönliche CO²-Bilanz beim Pendeln ist nur den Kauf einer Fahrkarte weit entfernt. Die Entscheidung liegt bei Euch!

Bis dahin,

genießt das Leben!

 

8 Comments

  1. […] beim Fliegen beschäftigt. Inhaltlich bestätigt er viele Punkte, die ich Euch schon in meinem Artikel übers Bahnfahren  geschildert habe. Dennoch ist er einen näheren Blick wert, geht er doch im Detail auf die […]

  2. […] auf jeden Fall der Vergleich des CO² Ausstoßes. Über die Zahlen für das Bahnfahren habe ich ja in einem früheren Artikel schon mal […]

  3. […] befüllt und sind somit von Anfang an „richtig“ grün. Neben E-Autos, Hybriden und öffentlichen Transportmitteln könnte hier also tatsächlich eine dritte umweltfreundliche Transportmöglichkeit für […]

  4. […] ich mit der Bahn zur Arbeit pendle habe ich bereits in dem einen oder anderen Artikel erwähnt. Wie könnte man also die Fahrt durch das Bergische Land besser nutzen, als sich kostenlos […]

  5. […] bereits in früheren Posts geschildert, bin ich ein großer Freund des Bahnfahrens. Von daher ist kostenloser Nahverkehr in Luxemburg für mich natürlich ein sehr gutes Projekt mit […]

  6. […] aktuelle Verkehrskonzept lässt sich in zwei Teile gliedern: Autos in Privatbesitz und öffentliche Verkehrssysteme. Das Auto hat Städte und unsere Lebensweise verändert. Mit zunehmender Verstädterung und […]

  7. […] ganze Jahr über Bus und Bahn fahren. Mit der Bahn in Urlaub (oder zumindest mit dem Auto). Und dann mit der ganzen Familie zigmal hin […]

  8. […] von Bus und Bahn ärgert, rechnet einfach diesen Wert dagegen. Ihr werdet feststellen, dass der öffentliche Personennahverkehr im Vergleich mit den echten Kosten des Autofahrens meist besser […]

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